Umfrage der Bundesbank:Wo das Geld wohnt

Champagner

Wahrscheinlich sind auch die Champagner-Bestände ungleich verteilt

(Foto: dpa)

Vermögen in Deutschland sind ungleich verteilt, das ist bekannt. Einer Umfrage der Bundesbank zufolge gibt es große regionale Unterschiede. Die Menschen in Bayern, Baden-Württemberg und Hessen sind im Vergleich fünf Mal so reich wie Berliner und Ostdeutsche.

Das Vermögen der Deutschen ist im internationalen Vergleich eher gering und ungleich verteilt. Nach Abzug der Schulden besaßen die privaten Haushalte Ende 2010 ein mittleres Nettovermögen von 195.200 Euro. Das ist das Ergebnis einer Umfrage der Bundesbank.

Die ungleiche Verteilung zeigt der sogenannte Median, der Wert, der die Haushalte in eine reichere und eine ärmere Hälfte teilt - und damit ein besseres Maß für die Gerechtigkeit ist als der Durchschnitt. Der Median für das Nettovermögen lag bei nur 51.400 Euro. Regional gibt es ein großes Gefälle nicht nur zwischen West und Ost, sondern auch zwischen Nord- und Süddeutschland. In den Bundesländern Bayern, Baden-Württemberg und Hessen liegt der Median bei 106.000 Euro und damit doppelt so hoch wie in Gesamtdeutschland. Im Norden beträgt der Wert 41.400 Euro und im Osten (inklusive Berlin) nur 21.400 Euro.

Anfang April hatte eine erste Auswertung der Europäischen Zentralbank bereits für Aufsehen gesorgt, mit Schlagzeilen wie "Zyprer reicher als Deutsche". Denn das Ergebnis der Umfrage: Menschen in Krisenländern der Euro-Zone und Steueroasen wie Luxemburg und Malta verfügen ihr zufolge über ein weit höheres Vermögen als die Deutschen. Im kürzlich vor der Staatspleite geretteten Zypern haben die Bürger demnach ein Median-Nettovermögen von 266.900 Euro, in Italien von 173.500 Euro und in Spanien von 182.700 Euro. Ganz oben auf der Liste stehen die Luxemburger, die auf fast 400.000 Euro kommen.

Grund für das vergleichsweise geringe Vermögen in Deutschland sind laut Studie die Folgen der beiden Weltkriege, die Teilung des Landes und der im internationalen Vergleich geringe Anteil von Eigenheimbesitzern. (Dieser SZ.de-Artikel erklärt, warum die Deutschen mieten statt kaufen.)

Die Studie steht jedoch sehr in der Kritik, ihre Methodik wird angezweifelt. Der Herdentrieb-Blog von Zeit-Online etwa notiert:

Die Position beim Median sagt mehr über die Einkommensverteilung innerhalb eines Landes als über den Vergleich zu anderen Ländern. Beim Durchschnitt verzerren Immobilienbesitz, Haushaltsgröße, Rentenansprüche und Zeitpunkt der Befragung das Bild. Jeder der in jüngerer Zeit in Griechenland war, wird bestätigen, dass es diesem Land definitiv viel schlechter geht als uns.

Die Bundesbank hat nun Detailergebnisse für Deutschland präsentiert. Im Vergleich mit den Euro-Ländern sei demnach die Verteilung von Geld und Besitz zwar ungleichmäßig, aber noch "deutlich gleichmäßiger" als in den USA und der Schweiz, schlussfolgert die Bundesbank.

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