Übernahmeschlacht um Yahoo:Zoff zwischen den Giganten

Zwischen Microsoft und Google ist ein offener Streit über die milliardenschwere Yahoo-Übernahme entbrannt. Offenbar will sich Yahoo vehement gegen die Microsoft-Offerte wehren - auch mit einer möglichen Zusammenarbeit mit Google.

Nach dem milliardenschweren Übernahmeangebot des Softwareriesen Microsoft für den Internet-Konzern Yahoo hat der dadurch unter Druck geratene Suchmaschinenriese Google schwere Bedenken angemeldet. Die angestrebte Fusion werfe "beunruhigende Fragen" etwa zur Offenheit des Internets und zu möglicherweise unrechtmäßigem Einfluss im Web auf, warnte Googles Chef-Jurist David Drummond. Entscheidungsträger in aller Welt müssten diese Fragen stellen. Die Verbraucher verdienten befriedigende Antworten.

Microsoft wies die Vorwürfe zurück: Der geplante Zusammenschluss mit Yahoo werde bei Internet-Suche und Online-Werbung für mehr Konkurrenz sorgen. "Die alternativen Szenarien führen nur zu weniger Wettbewerb im Internet", hieß in einer Stellungnahme des Konzerns.

Angebot ist dem Unternehmen zu niedrig

Wie die Nachrichtenagentur Reuters aus Kreisen erfuhr, will sich Yahoo vehement gegen die Microsoft-Offerte von knapp 45 Milliarden Dollar stemmen. Das Yahoo-Management sei der Ansicht, dass das Angebot zu niedrig sei, erfuhr Reuters aus Yahoo-Kreisen. Bei einer mit der Angelegenheit vertrauten Person hieß es zudem, Yahoo erwäge in einigen Bereichen eine Zusammenarbeit mit Google, um eine Übernahme durch Microsoft zu verhindern.

Mit der angestrebten Übernahme von Yahoo im Wert von rund 45 Milliarden Dollar (30 Milliarden Euro) will Microsoft die Dominanz von Google bei der Online-Suche und der Internet-Werbung brechen. Die Offerte erfolgte nicht einvernehmlich mit Yahoo. Entsprechende Vorschläge Microsofts hatte Yahoo zuvor abgelehnt. Die Übernahme wäre die bisher größte innerhalb der Internetbranche.

Scharfe Fragen

In einem Blog von Google attackierte der oberste Jurist den Konkurrenten Microsoft ungewöhnlich scharf mit Fragen: "Könnte Microsoft nun versuchen, den gleichen unangemessenen und unrechtmäßigen Einfluss über das Internet auszuüben wie beim PC?", schrieb Drummond. "Könnte der Kauf von Yahoo Microsoft - trotz seiner Vorgeschichte von ernsthaften Verstößen gegen Gesetze und Wettbewerbsrecht - erlauben, unfaire Praktiken bei Browsern und Betriebssystemen auf das Internet auszudehnen?"

Zwischen dem Softwareriesen und Wettbewerbshütern in den USA sowie vor allem in Europa hatte es immer wieder schwere Differenzen gegeben. Experten rechnen daher bisher am ehesten mit Widerstand in Europa. Angesichts der Übermacht von Google bei der Online-Suche halten sie aber grünes Licht der Behörden für gut möglich.

Googles Chef-Jurist warnte zudem, Microsoft und Yahoo hätten gemeinsam einen überwältigenden Anteil bei webbasierten E-Mail-Postfächern sowie Online-Sofortnachrichten. Sie würden auch die am meisten besuchten Web-Portale betreiben.

Alternativen sollen umfangreich geprüft werden

Drummond kritisierte: "Microsoft strebte oftmals danach, geschützte Monopole zu schaffen - und dann seine Dominanz in neuen, benachbarten Märkten einzusetzen." Bei der geplanten Übernahme gehe es um "die grundlegenden Prinzipien des Internets: Offenheit und Innovation".

Yahoo selbst will zunächst alle Alternativen zu einer Übernahme eingehend prüfen. Dazu gehöre auch die weitere Unabhängigkeit, hatte das Unternehmen ausdrücklich betont. Eine derartige Klärung werde einige Zeit benötigen, dämpfte Yahoo zudem Erwartungen auf eine schnelle Entscheidung. Angesichts der zurückhaltenden Reaktion auf die Offerte spekuliert die Wall Street über mögliche Gegengebote anderer Investoren.

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