Übernahmeoffert:Hahn geht in die Offensive

Der Aufsichtsratschef will Constantin Medien nun ganz. Wie Hahn das finanzieren will ist offen.

Von Caspar Busse

Im Streit der Gesellschafter bei der Constantin Medien AG macht Aufsichtsratschef Dieter Hahn einen überraschenden Vorstoß. Er wolle den übrigen Aktionäre ein Übernahmeangebot unterbreiten, teilte das Medienunternehmen am Montagabend mit. Hahn will 2,30 Euro pro Constantin-Medien-Aktie zahlen, die Papiere legten anschließend an der Börse auf gut zwei Euro zu. Auch die übrigen Aktien der Schweizer Tochterfirma Highlight Communications will Hahn erwerben. Für diese will er sechs Euro pro Aktie zahlen, sie notieren aktuell bei knapp 5,50 Euro. Constantin Medien besitzt bereits gut 60 Prozent an Highlight.

Derzeit halten zwei Aktionärsgruppen jeweils knapp 30 Prozent der Aktien an Constantin Medien und streiten erbittert über den Kurs. Eine Hauptversammlung war in einem Eklat geendet. Mehrere Klagen sind in Vorbereitung. Hahn und Vorstandschef Fred Kogel wollen das Filmgeschäft verkaufen und sich künftig auf den Bereich Sport konzentrieren. Der Schweizer Bernhard Burgener, Vorgänger von Kogel, und seine Verbündeten wollen dies aber verhindern. Das Filmgeschäft ist in der Tochterfirma Constantin Film gebündelt, die Erfolge wie "Das Parfum", "Der Untergang" oder "Fack ju Göhte" herausgebracht hat. Diese gehört über Highlight zum Constantin-Medien-Konzern.

Hahn geht nun im seit Monaten schwelenden Streit in die Offensive, knüpft das Angebot aber an zwei Bedingungen: Er will die Bücher bei beiden Gesellschaften genauer prüfen, also eine sogenannte Due Diligence durchführen lassen. Dem müssten allerdings die Vorstände beider Firmen zustimmen. Auch der Streit um ein strittiges Darlehen soll gelöst werden. Constantin Medien hatte sich bei einer Schweizer Firma Geld geliehen und dafür den Großteil der Aktien an Highlight verpfändet. Diese gibt die Papiere nun nicht raus, sodass Constantin Medien die Stimmrechte nicht nutzen kann.

Burgener lehnte die Offerte Hahn noch am Abend ab. "Weder ist ersichtlich, dass er einen Finanzierungsnachweis erbringen kann, noch knüpft er sein 'Angebot" an seriöse Voraussetzungen", hieß es. Wie Hahn, einst ein Vertrauter von Leo Kirch, das finanzieren wird, ist offen. Die beiden Offerten kosten Schätzungen zufolge knapp 240 Millionen Euro, wenn alle Aktionäre das Angebot aus München annehmen würden.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: