Übernahmekampf:ACS hat bei Hochtief freie Bahn

Vorentscheidung in der Übernahmeschlacht: Der spanische Baukonzern ACS kontrolliert 30,3 Prozent der Hochtief-Aktien und kann sich die Anteilsmehrheit jetzt ohne teures Pflichtangebot sichern.

Im Übernahmekampf um Deutschlands größten Baukonzern Hochtief hat der Angreifer ACS einen wichtigen Etappensieg errungen: Der spanische Infrastrukturkonzern kontrolliert nach dem Ablauf seines freiwilligen Übernahmeangebots 30,34 Prozent der Hochtief-Aktien.

Hochtief

Skeptische Gesichter bei Hochtief. In der Übernahmeschlacht mit dem spanischen Angreifer ACS hat der deutsche Baukonzern einen Rückschlag erlitten. 

(Foto: dpa)

Mit einem Anteil von mehr als 30 Prozent kann ACS weitere Hochtief-Aktien in Ruhe an der Börse zukaufen und sich so die anvisierte Mehrheit sichern. Ein teures Pflichtangebot an die Hochtief-Aktionäre bleibt den Spaniern damit erspart. "Bis zum Ende der ersten Annahmefrist des freiwilligen öffentlichen Übernahmeangebots für Hochtief am 29. Dezember 2010 wurden ACS 2.375.523 Hochtief-Aktien angedient", teilten die Spanier mit. Dies entspreche einem Anteil von rund 3,09 Prozent des Hochtief-Grundkapitals.

ACS selbst hatte zuletzt 27,25 Prozent der Hochtief-Aktien gehalten - damit ist die wichtige Schwelle von 30 Prozent nun überschritten. Wäre den Spaniern dies nicht mit ihrer freiwilligen Offerte gelungen, so wären sie beim Überschreiten dieser Schwelle zu einem Angebot verpflichtet gewesen, dessen Preis sich nach dem verhältnismäßig hohen Durchschnittskurs der Hochtief-Aktie in der jüngsten Zeit gerichtet hätte.

Klarheit erst Ende Januar

Beim Überspringen der Hürde wollte ACS auch der Finanzinvestor Southeastern Asset Management helfen, der angekündigt hatte, ACS "ungefähr" zwei Millionen seiner Hochtief-Aktien andienen zu wollen. Southeastern ist auch an ACS beteiligt.

Die Strategie von ACS scheint damit bisher voll aufzugehen. Normalerweise muss ein Konzern ein Pflicht-Übernahmeangebot machen, sobald er 30 Prozent an einem anderen Unternehmen hält. Da die 30-Prozent-Marke aber im Zuge eines Angebotes übersprungen wurde, entfällt laut Wertpapier-Übernahmegesetz die Pflicht zu einer weiteren Offerte.

Hochtief erklärte, es sei nicht vor Ende Januar klar, ob ACS seine Beteiligung tatsächlich über 30 Prozent geschraubt habe. Der deutsche Konzern verwies dabei auf eine siebentägige Rücktrittsfrist der Aktionäre, die ACS ihre Aktien angeboten haben. Zudem hat ACS sein Angebot wie vom Gesetz verlangt um zwei Wochen verlängert, womit es nun am 18. Januar endet.

Hochtief wollte keine Angaben dazu machen, ob der Konzern mit Aktionären verhandelt, um sie von einem Andienen der Aktien an ACS wieder abzubringen. Hochtief wehrt sich heftig gegen die Übernahme und hat seinen Aktionären abgeraten, das Kaufangebot der Spanier anzunehmen.

Wegen spanischer Immobilienblase hoch verschuldet

Der vom Präsidenten des spanischen Fußballclubs Real Madrid, Florentino Pérez, geführte ACS-Konzern bietet für fünf Hochtief-Aktien neun ACS-Papiere. Mit einer Übernahme will ACS zu einem weltweit führenden Baukonzern aufsteigen. Da ACS nach dem Platzen der spanischen Immobilienblase hoch verschuldet ist, fürchten Hochtief und viele Kritiker, der spanische Konzern wolle sich an der Übernahme gesundstoßen.

Zuletzt aber gelang es ACS, die Gewerkschaft IG BAU aus dem Lager der Gegner herauszubrechen. Die Gewerkschaft unterzeichnete eine Vereinbarung mit ACS über eine künftige Zusammenarbeit für den Fall, dass ACS die Mehrheit von Hochtief bekommt.

ACS hatte sich etwa zum Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen bei Hochtief bis 2013 für die 11.000 Mitarbeiter verpflichtet. Die von der IG BAU entsandten Hochtief-Aufsichtsräte führten dabei laut Betriebsrat hinter dem Rücken von Betriebsrat und Vorstand Geheimverhandlungen mit ACS.

Die ACS-Aktie notierte am Morgen kaum verändert bei 35,22 Euro. Die Hochtief-Anteilsscheine zählten mit einem Abschlag von 1,34 Prozent auf 63,43 Euro zu den größten Verlierern im Nebenwerteindex MDax. Hochtief wird durch die ACS-Offerte mit rund 64 Euro bewertet.

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