Übernahmegerüchte um französischen Konzern:Siemens steigt in Kampf um Alstom ein

Eine Straßenbahn, gefertigt vom französischen Kraftwerks- und Zugbauer Alstom, fährt auf dem Produktionsgelände in Villeurbanne. (Foto: REUTERS)

Lieber die Deutschen als die Amerikaner: Frankreich fürchtet, der US-Industrieriese General Electric könnte die Energiesparte des französischen Konzerns Alstom übernehmen. Offenbar hat die Regierung den deutschen Rivalen Siemens um Hilfe gebeten. Der will nun tatasächlich mitbieten.

Im Ringen um die Zukunft des französischen Mischkonzerns Alstom hat Siemens Gesprächsbereitschaft über eine Kooperation signalisiert. Siemens übermittelte nach eigenen Angaben dem Verwaltungsrat von Alstom ein Schreiben und bekundete darin "Gesprächsbereitschaft über strategische Fragen zukünftiger Zusammenarbeit". Weitere Angaben will Siemens derzeit nicht dazu machen. Auch die französische Regierung lehnte einen Kommentar ab.

Am Samstag hatte Le Figaro berichtet, dass die Regierung in Paris an das Münchener Unternehmen herangetreten sei und es um ein Gegengebot für den Geschäftsbereich von Alstom gebeten habe, um den sich derzeit der US-Mischkonzern General Electric (GE) bemüht. GE verhandelt über einen Kauf von Alstoms Kernsparte für Energietechnik.

Der Verwaltungsrat von Alstom kommt Le Figaro zufolge am Sonntag zusammen, um über einen Verkauf seiner Kernsparte für Energietechnik an den US-Rivalen GE zu beraten. Die Energiesparte, die Kraftwerksturbinen herstellt, steht für drei Viertel des Geschäfts von Alstom und könnte rund neun Milliarden Euro erlösen.

Der geplante Deal alarmierte die französische Regierung. Alstom ist extrem abhängig von staatlichen Aufträgen, der Konzern stellt unter anderem die TGV-Hochgeschwindigkeitszüge für die Staatsbahn SNCF her und beliefert den Kraftwerksbetreiber EdF.

Aus Kreisen verlautete, dass GE-Chef Jeff Immelt am Sonntag mit dem französischen Wirtschaftsminister Arnaud Montebourg zusammenkommt. Alstom war 2004 in ernsthafte wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten und vom Staat gerettet worden. Damals war in den Verhandlungen mit EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti bereits ein Verkauf der Energiesparte an Siemens erwogen worden. Der damalige französische Präsident Nicolas Sarkozy sorgte jedoch dafür, dass ein solcher Deal nicht zustande kam.

© Süddeutsche.de/Reuters/AFP/ipfa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: