Übernahme von Porsche:VW spart durch Steuertrick bis zu 1,5 Milliarden

Der Autobauer Volkswagen hat laut Medienberichten einen Weg gefunden, Porsche zu übernehmen, ohne dafür Milliarden an Steuern zahlen zu müssen. Eine Lücke im Steuergesetz ermöglicht es dem Unternehmen, den Handel als Umstrukturierung zu deklarieren anstatt als Verkauf. Für den wären etwa 1,5 Milliarden Steuern fällig gewesen.

Ein Schlupfloch in den Steuergesetzen wird die monatelange Hängepartie beim geplanten Zusammenschluss der Autobauer VW und Porsche offensichtlich beenden. Volkswagen und Porsche haben einem Bericht zufolge einen Weg gefunden, ihre Fusion umzusetzen, ohne Steuern in Milliardenhöhe zahlen zu müssen. Das Finanzamt Stuttgart habe den Unternehmen rechtsverbindlich versichert, dass bei der von ihnen gewählten Konstruktion der Übernahme keine Steuern anfielen, berichtete die Wirtschaftswoche unter Berufung auf Informationen aus Kreisen des Finanzministeriums in Baden-Württemberg. Und das obwohl die Holding Porsche SE für das Einbringen ihrer Tochter Porsche AG 4,5 Milliarden Euro von der Volkswagen AG erhalten soll.

Im Fall einer Steuerpflicht hätte Porsche schätzungsweise 1,5 Milliarden Euro an Körperschaft-, Gewerbe- und Grunderwerbsteuer zahlen müssen. Die Steuerfreiheit musste dem Bericht zufolge eingeräumt werden, weil VW und Porsche eine spezielle Konstruktion gewählt haben, die den Handel steuerrechtlich nicht zu einem Verkauf, sondern zu einer Umstrukturierung macht. Demnach erhält Porsche SE für die Porsche AG nicht nur 4,5 Milliarden Euro, sondern auch eine einzige VW-Stammaktie. Darum gibt es nach Angaben des baden-württembergischen Ministeriums keinen Steueranspruch.

Die Fusion von Porsche und Volkswagen scheiterte bisher an Schadensersatzforderungen in Milliardenhöhe, die mehrere Investoren gegen die Porsche-Holding geltend machen. Sie werfen ihr vor, in der Übernahmeschlacht mit VW den Aktienmarkt manipuliert zu haben. VW will deshalb nicht die belastete Holding übernehmen, sondern nur das operative Geschäft der Porsche AG.

Ein Sprecher von Baden-Württembergs Finanzminister Nils Schmid (SPD) sagte auf Anfrage, dass das Ministerium zu steuerlichen Einzelfällen keine Auskunft geben dürfe. Jedoch liegt der Nachrichtenagentur dpa ein Schriftverkehr über die rechtsverbindliche Auskunft der Behörden an die Unternehmen vor. Darin steht, dass das gewählte Konstrukt einen Steueranspruch tatsächlich vermeide. Eine mit den Firmeninterna vertraute Person sagte dpa, dass damit eine bisher zentrale Hürde genommen sei. VW werde diese Option nun aller Wahrscheinlichkeit nach ziehen und das Sportwagengeschäft bereits in wenigen Wochen komplett unter das eigene Dach holen.

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