Übernahme:Monsanto-Aktionäre stimmen Milliardenübernahme durch Bayer zu

Übernahme: Für insgesamt rund 66 Milliarden US-Dollar will Bayer den Saatgut-Hersteller Monsanto kaufen.

Für insgesamt rund 66 Milliarden US-Dollar will Bayer den Saatgut-Hersteller Monsanto kaufen.

(Foto: AFP)
  • 99 Prozent aller anwesenden Monsanto-Aktionäre haben der Übernahme des Konzerns durch das deutsche Pharma-Unternehmen Bayer zugestimmt.
  • Die Zustimmung der Aktionäre war erwartbar: Bayer zahlt ihnen viel mehr Geld, als die Aktie zuletzt wert war.
  • Besiegelt ist der Deal trotzdem nicht: Noch immer müssen Behörden auf der ganzen Welt ihre Zustimmung geben.

Von Kathrin Werner, New York

Der Milliarden-Deal um die Übernahme des amerikanischen Saatgutkonzerns Monsanto durch Bayer ist ein Stück näher gerückt: Bei einer Aktionärsversammlung haben am Dienstag 99 Prozent der anwesenden Monsanto-Aktionäre für die Übernahme durch das deutsche Pharma- und Agrarunternehmen gestimmt. "Wir sind zufrieden, dass wir so eine starke Unterstützung von unseren Aktionären bekommen haben", sagte Monsanto-Chef Hugh Grant.

Bayer will für Monsanto 66 Milliarden Dollar zahlen. Wenn die Übernahme gelingt, ist sie die größte, die ein deutscher Konzern je im Ausland gestemmt hat. Die Monsanto-Vorstände hatten Bayers Angebot erst monatelang abgewiesen. Erst als die Deutschen im September deutlich mehr Geld boten, nahmen die Amerikaner das Angebot an.

128 Euro pro Aktie - ein Geschenk

Die Zustimmung der Monsanto-Aktionäre ist keine Überraschung. Zwar ist der Aktienkurs des Konzerns in den vergangenen Jahren immer weiter gestiegen, ob das so weitergehen wird, ist jedoch unklar. Bayer bietet den Aktionären nun 128 Dollar pro Aktie - bevor es im Mai erste Gerüchte bezüglich eines Übernahmeangebots gab, notierte sie bei nicht einmal 90 Dollar. Die Differenz ist ein Geschenk, das sich die Monsanto-Anteilseigner offenbar nicht entgehen lassen wollten, zumal Monsantos Umsätze und Gewinne zuletzt unter den niedrigen Agrarpreisen litten.

Besiegelt ist der Deal trotzdem nicht. Der Übernahme müssen noch Kartellwächter in Dutzenden Ländern auf der ganzen Welt zustimmen. Mindestens bis Ende kommenden Jahres werde man verhandeln, teilten die Konzerne mit. Sollte die Übernahme am Veto der Behörden scheitern, muss Bayer zwei Milliarden Dollar an Monsanto zahlen. Vor allem die kritischen Behörden in den USA, der EU, Brasilien und Russland müssen prüfen, ob der kombinierte Agrarkonzern eine zu große Marktmacht hätte.

Monsanto und Bayer hoffen, dass die Aufseher bestätigen, dass die Konzerne sich auf unterschiedliche Märkte konzentrieren. Monsanto ist vor allem in Nordamerika stark, Bayer in Europa und Asien. Außerdem verkauft Monsanto in erster Linie Saatgut für Mais und Sojabohnen, Bayer Pflanzenschutzmittel. Größere Überschneidungen gibt es unter anderem beim Saatgut von Baumwolle und Raps.

Auch bei Bedenken der Behörden wäre die Übernahme jedoch nicht sofort gescheitert. Bayer könnte einzelne Unternehmensteile verkaufen, um diese aus dem Weg zu räumen. Der Übernahmeprozess dürfte dann mindestens ein Jahr dauern - andernfalls könnten die Konzerne schon binnen acht Monaten verschmelzen.

Donald Trump könnte der Übernahme noch gefährlich werden

Bayer und Monsanto haben bereits diverse Genehmigungsanträge eingereicht. In den USA sorgt derzeit der künftige Präsident Donald Trump für zusätzliche Unsicherheit: Er wetterte im Wahlkampf stets die übergroße Macht einiger Konzerne und machte aus seinem Hang zum Protektionismus amerikanischer Unternehmen nie einen Hehl. Andererseits will er ein sehr wirtschaftsfreundliches Kabinett ernennen.

Trotz des Aufschlags auf den Aktienkurs kam der Deal nicht bei allen Investoren gut an. Im November hatte ein Aktionär eine Klage gegen die Übernahme in Missouri eingereicht. Laut dem Finanznachrichtendienst Bloomberg warf er Monsanto-Chef Hugh Grant und anderen Vorständen Interessenkonflikte vor. Sie sollen persönlich stark von der Fusion profitieren und Aktionären Informationen vorenthalten haben. Einen Tag vor der Hauptversammlung verwarf ein Richter die Klage jedoch. Sie könnte allerdings im Bundesstaat Delaware, Monsantos rechtlichem Hauptsitz, neu eingereicht werden.

Die Bayer-Aktionäre müssen der Übernahme nicht zustimmen. Das deutsche Aktienrecht sieht dies nicht vor. Dabei haben die Bayer-Aktionäre Grund zur Sorge: Die Übernahme wird den Konzern finanziell stark belasten. Seit Jahresanfang ist der Aktienkurs um mehr als 18 Prozent gefallen, der deutsche Leitindex Dax stieg in der gleichen Zeit um fast fünf Prozent. Monsanto hat zudem immer wieder Ärger mit Umweltschützern und landet in Image-Rankings stets auf einem der letzten Plätze. Um all das wird Bayer sich künftig kümmern müssen.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: