Übernahme:Midea bei Kuka am Ziel

Der Maschinenhersteller Voith verkauft sein Paket für 1,2 Milliarden Euro. Betriebsratschef Armin Kolb ist enttäuscht vom Verhalten des Großaktionärs.

Von Elisabeth Dostert

Der chinesische Hausgerätekonzern Midea kommt bei der Übernahme des Roboterherstellers Kuka schnell voran. Der Maschinenhersteller Voith wird seinen Anteil von 25,1 Prozent für 1,2 Milliarden Euro an Midea verkaufen, teilte das Unternehmen am Sonntag mit. Damit knackt der Bieter auf einen Schlag die entscheidende Schwelle von 30 Prozent, ab jetzt gibt es kein Zurück mehr. Midea muss nun alle Aktien, die angeboten werden, kaufen. Nach der letzten Wasserstandsmeldung auf der für das Angebot eingerichteten Internetseite Partnerinrobotics.com hielt das Übernahmevehikel Mecca am Mittwoch 17,71 Prozent an Kuka. Mit dem Paket von Voith sind es nun gut 42 Prozent.

Die reguläre Angebotsfrist endet am 15. Juli um Mitternacht. "Wir wollten keine Hängepartie", sagte ein Voith-Sprecher der Süddeutschen Zeitung am Sonntag. Die Entscheidung in der Gesellschafterversammlung von Voith sei einstimmig erfolgt. "Unter den gegebenen Vorzeichen ist eine faktische Beherrschung von Kuka durch einen anderen Investor absehbar." Daher sei ein Verkauf der Anteile für Voith aus unternehmerischer Sicht sinnvoll. Und finanziell auch: Das Familienunternehmen aus Heidenheim hatte das Paket im Herbst 2014 für gut eine halbe Milliarde Euro gekauft. Der Einsatz hat sich mehr als verdoppelt. Der Großteil, 19,8 Prozent, stammte vom damaligen Großaktionär Grenzebach, die übrigen Aktien hatte Voith über die Börse erworben.

Damals hatte Voith-Chef Hubert Lienhard, der auch im Aufsichtsrat von Kuka sitzt, geäußert: "Wir haben erkannt, dass wir in der Mechanik stark sind. Aber ohne das Liefer- und Leistungsspektrum von Kuka ist eine Industrie 4.0 nicht möglich." Der Satz scheint so für Voith nicht mehr zu gelten. Roboter seien ein Element von Industrie 4.0, aber nicht das einzige, sagte der Sprecher am Sonntag. Der Erlös von 1,2 Milliarden Euro soll in die weitere "digitale Transformation" von Voith fließen. Der Konzern strebe "ein organisches Wachstum an", aber auch Übernahmen.

Offen ist, was der Industrielle Friedhelm Loh mit seinem Anteil macht. Er hält über die Beteiligungsfirma Swoctem zehn Prozent an Kuka. Einen maßgeblichen Einfluss kann er damit nicht mehr ausüben.

"Wenig überrascht" äußerte sich Armin Kolb, Betriebsratsvorsitzender von Kuka, über den Ausstieg von Voith. Es irritiere ihn schon, dass die Politik versuche, einen "Weißen Ritter" zu organisieren, um Kuka vor der Übernahme durch Midea zu schützen. "Eigentlich brauchten wir doch gar keinen Retter. Wir hatten doch mit Voith und Loh zwei Weiße Ritter. Jetzt ist nur einer übrig", sagt Kolb. Kurz nach dem Einstieg habe ein Manager von Voith 2014 an der Weihnachtsfeier von Kuka in Augsburg teilgenommen und beteuert, als Familienunternehmen sei Voith langfristig orientiert. "Ein Ausstieg nach rund eineinhalb Jahren passt nicht dazu. Da kann es nur ums Geld gehen." Kolb zeigt sich enttäuscht über das Verhalten von Voith. Er arbeite seit 38 Jahren für Kuka, er hat seine Lehre dort gemacht. Der 53-Jährige ist wie viele seiner Kollegen auch Aktionär von Kuka. Relativ gesehen gehe es daher auch bei ihm um viel Geld, sagt Kolb. "Aber ich werde nicht verkaufen."

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