Übernahme in der Medienbranche:Murdoch landet bei Dow Jones

Der Medienunternehmer Rupert Murdoch hat die wichtigste Hürde für den Kauf des Dow-Jones-Konzerns genommen. Er soll sich in den Reihen der Eigentümerfamilie Bancroft eine Mehrheit gesichert haben.

Caspar Busse

Wie das Wall Street Journal auf seiner Internetseite berichtet, hat sich Murdoch in den Reihen der Eigentümerfamilie Bancroft eine Mehrheit gesichert. Beobachter rechnen noch in dieser Woche mit einer endgültigen Vereinbarung.

Murdoch greift mit News Corporation bei Dow Jones Wall Street Journal zu; dpa

"Dow Jones wird Teil der News Corp": Rupert Murdoch hat sein Ziel nahezu erreicht.

(Foto: Foto: dpa)

Über seine Firma News Corp bietet er fünf Milliarden Dollar (3,6 Milliarden Euro) für das amerikanische Medienhaus. Das renommierte Wall Street Journal, zweitgrößte Tageszeitung der USA, gehört zum Dow-Jones-Konzern. Auf seiner Internetseite berichtete das Blatt am Dienstagabend ausführlich über den Verkaufsprozess. Danach habe Rupert Murdoch die Mehrheit der Familie Bancroft auf seine Seite gezogen.

Damit könnte er jetzt die für die Übernahme notwendige Mehrheit für den Verkauf zustande bringen, heißt es weiter. Die Familie Bancroft kontrolliert nahezu zwei Drittel der Stimmrechte an Dow Jones. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert John Prestbo, Herausgeber der Sparte Dow Jones Indexes, mit den Worten, ,,Dow Jones wird Teil der News Corp''.

Dow-Jones-Aktie im Höhenflug

Wie das Wall Street Journal schreibt, kommen die verkaufswilligen Familienmitglieder auf zusammen 32 Prozent der Stimmrechte. Die meisten freien Aktionäre, sie halten zusammen 29 Prozent der Stimmrechte, dürften das Angebot annehmen. Damit hätte Murdoch die Mehrheit von 60 Prozent an Dow Jones. Die Zeitung schreibt, Murdoch müsse nun noch entscheiden, ob ihm die Unterstützung ausreiche, um mit dem Übernahmeprozess fortzufahren.

Die Dow-Jones-Aktie legte am Dienstag um fast zwölf Prozent zu. Eine feste Vereinbarung sei aber noch nicht unterschrieben, hieß es. Die Bancrofts halten über verschiedene Treuhandgesellschaften 64,2 Prozent der Stimmrechte. Ihr gehörten aber nur 25 Prozent des gesamten Kapitals, weil es zwei verschiedene Aktienkategorien gibt, die unterschiedlich stark mit Stimmrechten ausgestattet sind.

Angebot im Mai unterbreitet

Murdoch hatte im Mai sein Angebot unterbreitet. Der Preis von 60 Dollar je Aktie lag knapp 70 Prozent über dem damaligen Börsenkurs und galt als sehr attraktiv. Trotzdem war die Familie Bancroft lange Zeit tief zerstritten über die Offerte von Murdoch. Vor allem sorgten sich Familienmitglieder um die Unabhängigkeit des Wall Street Journal. Der deutsche Verleger Dieter von Holtzbrinck hatte aus Protest gegen Murdoch sein Mandat im Verwaltungsrat von Dow Jones niedergelegt.

Auch die Familie des früheren Dow-Jones-Managers James Ottaway, sie hält rund sieben Prozent der Stimmrechte, lehnt Murdochs Angebot ab; ebenso das Ehepaar Peter Kann und Karen House, beide sind preisgekrönte Journalisten, mit zusammen 0,3 Prozent der Anteile. Kann war von 1991 bis 2006 Vorstandschef des Dow-Jones-Konzerns.

Murdoch ist für seine rabiate Art bei Übernahmen bekannt. Er mischt sich auch in das Tagesgeschäft seiner Publikationen ein. In langen Verhandlungen mit der Familie Bancroft wollte Murdoch die Bedenken zwar zerstreuen, unter anderem bot er eine Kommission an, die die Unabhängigkeit des Wall Street Journal sichern soll. Der Zeitung zufolge soll er sich nun auch bereit erklärt haben, die Beraterkosten der Familie von mindestens 30 Millionen Dollar zu übernehmen.

Frist verstreichen lassen

Noch am Montag hatte die Familie ohne Einigung auf eine gemeinsame Linie die von Murdoch für die Übernahme gesetzte Frist verstreichen lassen. Eine Nachbesserung seiner Offerte soll der aus Australien stammende Medienunternehmer, der aber auch die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, abgelehnt haben. Einige Mitglieder der Bancroft-Familie hatten offenbar bis zuletzt noch auf eine Aufstockung des Kaufpreises gebaut.

Dow Jones ist einer der wichtigsten Akteure im weltweiten Geschäft mit Finanznachrichten. Zum Konzern gehören neben dem Wall Street Journal die Wochenzeitung Barron's und die Nachrichtenagentur Dow Jones Newswires. Auch das Internetgeschäft des Konzerns läuft gut. Zu News Corp, einer der größten Medienkonzerne der Welt, gehören zahlreiche Zeitungen wie die britische Times und das Boulevardblatt Sun, Fernsehstationen, Filmstudios und Internetfirmen wie die Kontaktseite MySpace.

In den vergangenen Wochen hatten mehrere andere Interessenten versucht, ein Gegenangebot für Dow Jones auf die Beine zu stellen, unter anderem der Pearson-Verlag aus London und der US-Konzern GE. Doch die Pläne wurden wieder verworfen. Auch der Internet-Pionier Brad Greenspan arbeitete bis zuletzt an einem Konkurrenzangebot, doch er fand nicht genügend Geldgeber.

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