UBS-Chef:"Deutschland lebt noch von der Agenda 2010"

UBS-Chef: Sergio Ermotti beim SZ-Finanztag in Frankfurt.

Sergio Ermotti beim SZ-Finanztag in Frankfurt.

(Foto: Stephan Rumpf)

Der Chef der Schweizer Großbank UBS, Sergio Ermotti, hält die Konjunktur in Deutschland für "nicht so glänzend". Die Bank soll hierzulande aber wachsen.

"In Europa ist Deutschland für uns ein Markt mit Priorität." Das sagt der UBS-Vorstandschef Sergio Ermotti im Interview mit der Süddeutschen Zeitung. Die Schweizer Großbank will in Deutschland weiter wachsen. Nach Personalabbau und der Schließung von Büros soll das Geschäft in Deutschland wieder intensiviert werden. UBS mit Hauptsitz in Zürich plant die Gründung einer Europagesellschaft. Für deren Sitz ist nun auch Deutschland im Gespräch. "Bis Ende des Jahres werden wir eine Entscheidung haben und Deutschland könnte dann für uns eine noch wichtigere Rolle spielen", sagt Ermotti.

Die Situation in Europa nennt er "sehr ernst". Insbesondere ein möglicher Austritt Großbritanniens aus der EU, der sogenannte "Brexit", sei besorgniserregend. "Wenn andere Länder Großbritannien folgen und überall neue Grenzen entstehen, dann ist das negativ für die Wirtschaft in Europa. Lassen Sie es mich diplomatisch formulieren: Europa hat Verbesserungspotenzial."

Ein großes Problem sei das fehlende Wachstum. Selbst in Deutschland sei es nicht so glänzend, wie es sein könnte. Ermotti sagt: "Deutschland lebt noch von der Agenda 2010. Die Performance ist gut, aber der Trend geht nicht wirklich in die richtige Richtung." Die Europäische Zentralbank EZB sei die einzige Institution, die wirklich etwas dagegen unternehmen könne.

"Im Moment tut sie es auf die amerikanische Art. Aber für Europa muss das nicht unbedingt die richtige Medizin sein. Wichtig wäre, dass die Politik Reformen durchsetzt, dass sie die Arbeitsbedingungen der Unternehmen verbessert - aber das passiert nicht." Ermotti geht davon aus, dass die EZB weitermacht mit ihrer expansiven Geldpolitik. "Sie kann im Augenblick gar nicht anders."

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