Uber:Mehr Sicherheit, mehr Pausen

London Black Cab Drivers Protest Against Uber

Londoner Taxifahrer demonstrieren gegen den Konkurrenten Uber.

(Foto: Dan Kitwood/Getty Images)

Wie der in Verruf geratene Taxi-Rivale Uber in Großbritannien um seine Lizenz kämpft. Die dortige Verkehrsbehörde hatte sich im Herbst aus mehreren Gründen geweigert, die Lizenz zu verlängern. Uber gelobt nun Besserung.

Von Björn Finke, London

Tom Elvidge, Chef des Fahrdienstvermittlers Uber in Großbritannien, gibt den guten Zuhörer: Das Unternehmen habe auf Rückmeldungen von Fahrern, Passagieren, Behörden und Polizei gehört und führe daher eine Reihe von Änderungen ein, "um die Sicherheit von Fahrern und Fahrgästen zu verbessern", sagt er. "Wir sind entschlossen, unser Geschäftsgebaren zu ändern. Darum werden wir weiter zuhören." Die umstrittene Internetfirma verspricht nun, im Königreich Beschwerden von Passagieren über Übergriffe von Chauffeuren automatisch der Polizei zu melden. Außerdem investieren die Kalifornier Millionen in eine Telefonzentrale, die britische Kunden und Fahrer bei Problemen anrufen können. Bislang ist es nur möglich, eine Nachricht über Ubers Handyprogramm zu verschicken.

Mit dem Zuhören und den Verbesserungen will Uber doch noch eine neue Lizenz für London erhalten, den umsatzstärksten Markt des Konzerns in Europa. 3,5 Millionen Londoner haben Ubers App auf ihrem Mobiltelefon installiert, mehr als 40 000 selbständige Fahrer sind dort zumindest manchmal für die Firma unterwegs. Mit dem Programm können Kunden per Fingerstreich ein Auto ordern. Dann kommt zwar ein Allerweltswagen und kein Taxi, und der Fahrer hat keinen Taxischein, aber dafür ist die Reise deutlich billiger.

In vielen Ländern und Städten verboten Behörden oder Gerichte dieses Geschäftsmodell. Travis Kalanick, Ubers Gründer und langjähriger Chef, ging keinem Streit aus dem Weg; die Internetfirma, die weiterhin Verluste schreibt, setzte auf aggressives Wachstum. Nach einer Reihe von Skandalen musste der Milliardär allerdings im Sommer abtreten. So soll das Betriebsklima mies gewesen sein. Mitarbeiter wurden Opfer von Diskriminierung und sexueller Belästigung. Sein Nachfolger Dara Khosrowshahi bemüht sich darum, Ubers Ruf aufzupolieren und den Anbieter als Partner von Verkehrsbehörden zu präsentieren anstatt als rücksichtlosen Gegner.

Auch in Deutschland plane das Unternehmen einen "kompletten Neuanfang", sagt er. Uber habe sich hier früher falsch verhalten. In der Bundesrepublik ist der Konzern nach Niederlagen vor Gericht nur noch in Berlin und München tätig, und er vermittelt keine Privatleute als Fahrer, sondern Taxis oder Mietwagen. Im laufenden Jahr will Khosrowshahi den Dienst in anderen deutschen Städten wieder starten.

Der Einstieg in London 2012 war dagegen einfach, denn andere Fahrdienstvermittler boten bereits einen ähnlichen Service an, und das völlig legal. Uber wuchs rasant. Im vergangenen September lief aber die Lizenz aus, und die Verkehrsbehörde Transport for London (TfL) verweigerte eine Verlängerung. Die Firma klagte dagegen und darf daher vorerst weiter tätig sein. Im Juni soll das Verfahren beginnen. Grund für die Ablehnung waren Zweifel daran, dass Uber den Gesundheitszustand und mögliche Vorstrafen von Fahrern sorgfältig genug prüft. Eine Rolle spielte auch die Beschwerde der Londoner Polizei bei TfL. Scotland Yard warf dem Konzern vor, nicht alle Übergriffe von Chauffeuren gegenüber Passagieren anzuzeigen.

Diesen Kritikpunkt greift Landeschef Elvidge mit seinem Versprechen auf. Das Management verhandelt mit der Behörde gerade darüber, wie doch noch eine Lizenz gewährt werden kann. Diese Gespräche werden schwieriger, weil TfL die Anforderungen an Fahrdienstvermittler wie Uber verschärft. Vergangene Woche legten die Aufseher in einem sechsseitigen Dokument dar, welche neuen Regeln sie für die Branche planen. Unter anderem verlangt TfL, dass Kunden sich per Telefonanruf beschweren können: ein Wunsch, den Elvidge - offenbar tatsächlich ein begabter Zuhörer - prompt und vorauseilend erfüllte.

Die Behörde fordert außerdem gute Arbeitsbedingungen und ausreichend Pausen für die Fahrer. Bereits im Januar hat Uber eine Höchstgrenze für die Zeit am Steuer eingeführt. Haben Chauffeure zehn Stunden lang ihre Dienste über das Handyprogramm angeboten, müssen sie mindestens sechs Stunden ausruhen. Die Software verhindert eine frühere Anmeldung.

Die Lage der Fahrer könnte sich weiter verbessern - allerdings gegen Ubers Willen. Im November hielt ein Londoner Berufungsgericht, das Employment Appeal Tribunal, das wegweisende Urteil einer Vorinstanz aufrecht. Demzufolge sind die Chauffeure keine Selbständigen, sondern abhängig beschäftigt. Ihnen stünden Urlaubsgeld und Mindestlohn zu. Der Konzern geht in die nächste Instanz; der Supreme Court, der Oberste Gerichtshof, soll den Fall verhandeln. So viel Veränderung wünscht sich Landeschef Elvidge, der gute Zuhörer, dann doch nicht.

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