TV-Hersteller:Loewe beantragt Gläubigerschutz

Der angeschlagene Fernseher-Hersteller Loewe will Zeit gewinnen. Das Unternehmen hat vor Gericht Antrag auf Einleitung eines sogenannten Schutzschirm-Verfahrens in Eigenverwaltung gestellt. Dies soll dem Konzern die dringend nötige Umstrukturierung ermöglichen.

Es ist ein Hilferuf und eine Atempause: Der TV-Gerätehersteller Loewe will Gläubigerschutz beantragen. Das Unternehmen teilte mit, es werde beim Amtsgericht Coburg einen Antrag auf Einleitung eines sogenannten Schutzschirm-Verfahrens in Eigenverwaltung beantragen. Der Konzern aus dem oberfränkischen Kronach will sich damit drei Monate Luft schaffen, um umzubauen und sich zu retten.

"Während der auf drei Monate befristeten Phase des 'Schutzschirms' ist Loewe vor Vollstreckungen und Zwangsmaßnahmen der Gläubiger geschützt und bleibt voll handlungsfähig", teilt das Unternehmen mit. Der Geschäftsbetrieb werde uneingeschränkt fortgeführt.

Der Antrag betrifft die Loewe AG und ihre Tochtergesellschaft Loewe Opta GmbH: "Alle anderen in- und ausländischen Tochtergesellschaften arbeiten weiter wie bisher und nehmen nicht am Verfahren teil."

Mit dem Schritt will sich der Vorstand um Matthias Harsch Firmenangaben zufolge den Rücken frei halten, um das Unternehmen schneller umzubauen und die neue Strategie umzusetzen. Loewe wolle sich gemeinsam mit Partnern und Investoren neu ausrichten, heißt es. Ziel sei es, die schon begonnene "radikale Überarbeitung der Wertschöpfungs- und Positionierungsstrategie" fortzusetzen.

Mehr als die Hälfte des Grundkapitals weg

Deutschland hatte das Schutzschirmverfahren als besondere Form des Insolvenzverfahrens erst im vergangenen Jahr eingeführt, um angeschlagenen Unternehmen die Angst vor dem Insolvenzrichter zu nehmen. Voraussetzung ist, dass eine Zahlungsunfähigkeit lediglich droht, aber noch nicht eingetreten ist. Das Management leitet das Unternehmen in so einem Fall und darf sich sogar den vom Gericht zu ernennenden Sachwalter selbst aussuchen.

Loewe hatte zuletzt mitgeteilt, dass hohe Verluste mehr als die Hälfte des Grundkapitals aufgezehrt hätten. Vor allem koreanische Konkurrenten wie Samsung oder LG setzen der Firma zu. Die Modelle aus Asien kosten oft nur einen Bruchteil der Loewe-Geräte, für die Kunden häufig mehr als 2000 Euro hinlegen müssen.

Hauptversammlung Ende Juli

Die Loewe-Aktie fiel nach der Mitteilung um bis zu 27 Prozent. Das ist der zweitgrößte Tagesverlust der Unternehmensgeschichte. Die Papiere kosteten teilweise nur noch 1,45 Euro. In den Hochzeiten 2006 und 2007 hatte der Kurs mehr als 18 Euro betragen.

Der TV-Hersteller hatte bereits angekündigt, seinen Aktionären Ende Juli Details zu den Verhandlungen mit potenziellen Rettern aus Asien zu nennen. Ein Investor soll Harsch zufolge einerseits Panels für die Flachbildschirme liefern, andererseits frisches Kapital mitbringen. Großaktionär von Loewe ist der japanische Elektronikkonzern Sharp, der selbst in der Krise ist.

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