Turbulenzen bei der Bahn:Signal nach innen

Im Grunde sind sich Bahn und Gewerkschaften in den wichtigsten Fragen des Tarifstreits einig. Trotzdem wird am Donnerstag gestreikt - weil Transnet Schlagkraft beweisen muss.

Detlef Esslinger

Dieser Streik kommt ungefähr so überraschend wie Schnee im Januar. Die Gewerkschaften Transnet und GDBA verhandeln mit der Bahn nicht nur über Gehälter, sondern auch über die seit langem strittigen Arbeitszeiten. Schwer zu beurteilen, woran es hakt: daran, dass die Bahn keine substantiellen Zugeständnisse macht, oder daran, dass die Materie zu kompliziert ist, um schon nach wenigen Verhandlungstagen bewältigt zu sein.

Warnstreiks bei der Bahn: Am Donnerstag werden zahlreiche Großstädte von Arbeitsniederlegungen betroffen sein. (Foto: Foto: ddp)

Es geht nämlich nicht um ein vergleichsweise überschaubares Thema wie Wochenarbeitszeit - sondern darum, wie das Unternehmen Dienstpläne so organisieren kann, dass die Beschäftigten mit ihren Familien Wochenenden und freie Tage planen können. Allzu oft nämlich erfährt ein Schaffner erst bei Schichtende, wann seine nächste Schicht beginnt, und allzu oft ist dies nur neun Stunden später. Konzern und Gewerkschaften sind sich im Grunde einig, dass dies unhaltbare Zustände sind.

Fälliges Muskelspiel

Aber dieser Streik ist nur teilweise eine Folge des tatsächlichen Verhandlungsverlaufs. Jede Gewerkschaft muss von Zeit zu Zeit zeigen, dass sie nicht nur fordern, sondern auch kämpfen kann, und bei Transnet ist es gerade höchste Zeit dazu. Der Vorsitzende ist neu in dieser Funktion, sein Vorgänger hat vor einem Dreivierteljahr zum Schrecken aller die Seiten gewechselt und ist nun als Bahn-Vorstand der Kontrahent der Gewerkschaft.

Und was man durch Kämpfen herausschlagen kann, wurde der Transnet vor einem Jahr von der kleinen GDL demonstriert. Auch eine andere Bedeutung von Warnstreiks ist nicht zu unterschätzen: Erfahrungsgemäß fällt es einer Gewerkschaft nie so leicht wie in dieser Phase, Mitglieder zu gewinnen. Dieses Muskelspiel ist also einfach fällig.

© SZ vom 29.01.2009/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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