Trump und Seehofer:Die Männer, die Seehofer zu Trump führen könnten

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Drei Männer aus Hamburg könnten Seehofers Treffen mit Donald Trump möglich machen: Die Zwillinge Walter und Christian Hinneberg sowie der Klinikunternehmer Ulrich Marseille. (Foto: AP)
  • Die Zwillinge Walter und Christian Hinneberg sowie der Klinikunternehmer Ulrich Marseille haben etwas gemeinsam: Sie hatten schon Kontakt mit Donald Trump.
  • CSU-Chef Horst Seehofer wünscht sich ein Treffen mit dem US-Präsidenten. Die drei Männer könnten ihm dabei helfen.
  • Der Banker hat nicht nur gute Erfahrungen mit Trump gemacht: Er sei sprunghaft und unzuverlässig gewesen.

Von Uwe Ritzer und Angelika Slavik, Hamburg

Der Ballindamm ist eine der besten Adressen Hamburgs. Die Häuser in dieser Straße haben einen direkten Blick auf die Binnenalster, trotzdem hat nur das Gebäude der traditionsreichen Reederei Hapag-Lloyd einen Hauch von Glamour. Ansonsten pflegt man hier das Understatement: Ein paar dezente Messingschilder neben schweren Holztüren, viel mehr gibt es nicht zu sehen. Doch zu den Messingschildern gehört eine Reihe von Unternehmen, die mit der Schifffahrt viel Geld verdient haben - zumeist ohne dass die breite Öffentlichkeit von ihnen Notiz genommen hätte. Eine dieser Firmen ist die Walter J. Hinneberg GmbH, Hausnummer 17.

Die Zwillinge Walter und Christian Hinneberg, 64, führen hier das Geschäft, das ihr Vater im Jahr 1958 gegründet hat: Sie sind Schiffsmakler, vermitteln also den Kontakt zwischen Reedereien, die neue Schiffe brauchen, und Werften weltweit. Dafür erhalten sie Provision. Es ist ein Geschäft, das kaum Mitarbeiter braucht und vor allem auf persönlichen Kontakten beruht - und einer dieser Kontakte sorgt dafür, dass die Brüder Hinneberg plötzlich das Interesse der Öffentlichkeit auf sich ziehen: Sie sind gut bekannt mit dem neuen US-Präsidenten Donald Trump.

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Diese Bekanntschaft soll nun dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) zu einem Termin bei Trump im Weißen Haus verhelfen. So stellt sich Seehofer das zumindest vor. Schlecht stehen die Chancen nicht, schließlich hat Trump seine Begeisterung für Christian und Walter Hinneberg mehrmals zum Ausdruck gebracht. Trump, so berichteten Medien, habe die Brüder sogar zur Feier seines Amtsantritts eingeladen - doch die lehnten ab. Man schätzt das Licht der Öffentlichkeit in ihren Kreisen nicht besonders.

Umso bemerkenswerter ist es, dass sie sich vor einigen Monaten lautstark in einen Streit einmischten, der derzeit in der Hamburger Handelskammer tobt: Die beiden traten einem Bündnis bei, das sich gegen die Zwangsgebühren für die Mitglieder der Kammer einsetzt. Walter Hinneberg vergaß dabei zwischenzeitlich die noble Zurückhaltung - er bezeichnete die Kammer als "aufgeblähte Eitelkeitsmaschine" und warf deren Geschäftsführer vor, sich "vom Chauffeur das Ledermäppchen nachtragen" zu lassen. Die Aufregung in der Hamburger Unternehmerszene war groß, offenbar größer als es Walter und Christian Hinneberg lieb war. Seit damals meiden sie die Öffentlichkeit wieder, bei dem Geschäftsführer der Handelskammer hätten sie sich entschuldigt, heißt es.

Nicht nur die Brüder Hinneberg haben geschäftliche Erfahrungen mit Donald Trump gemacht, sondern auch der Hamburger Klinikunternehmer Ulrich Marseille. Vielleicht kann der Horst Seehofer helfen? Persönlich sei der Umgang mit Donald Trump stets kurzweilig gewesen, erzählt Marseille, "privat ist er sehr konziliant und höflich, vor allem zu Frauen". Geschäftlich aber wolle er mit dem neuen US-Präsidenten nichts mehr zu tun haben. "Er hält sich nicht an seine Zusagen, sondern ändert diese, wann und wie er will." Trump denke sehr kurzfristig. "Wenn man ihm einen Sachverhalt nicht in drei bis fünf Minuten rüberbringen konnte, interessierte es ihn nicht mehr."

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Trump und Marseille wollten einst gemeinsam hoch hinaus - im wahrsten Sinne des Wortes. In Berlin, Frankfurt und Stuttgart wollten sie Hochhäuser bauen, in Frankfurt gar einen "Millennium Tower" mit 369 Metern Höhe. Zu diesem Zweck gründeten sie 2000 die TD Trump Deutschland AG. Marseille wurde Aufsichtsratsvorsitzender, Trump sein Stellvertreter. "Es gab elend lange Verhandlungsrunden, in denen der 500-Seiten-Vertrag Paragraf für Paragraf ausgehandelt wurde", sagt Marseille. "Dann hat Trump unterschrieben und noch nicht einmal die Planungskosten bezahlt." Das sei das große Problem bei allen Vorhaben gewesen: Der damalige Immobilien-Tycoon und jetzige US-Präsident sei sprunghaft und unzuverlässig gewesen.

So organisierte Marseille in Absprache mit Trump einmal einen Empfang mit hochrangigen Gästen auch aus der Politik im Berliner Hotel Adlon. Zwei Tage vorher sagte Trump ab, "ohne Begründung", sagt Marseille. 2005 trennten sich die geschäftlichen Wege der beiden, die TD Trump Deutschland AG wurde aufgelöst. Die Handynummer des US-Präsidenten hat der Hamburger allerdings noch. Vielleicht schiebt er sie rüber, wenn Horst Seehofer ganz nett fragt.

© SZ vom 14.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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