Trotz Gewinneinbruch:HSBC verhätschelt Flopbanker mit Boni

Gut gewirtschaftet haben die Briten nicht, im Gegenteil: 2009 brach HSBC der Gewinn weg. Das Management darf sich trotzdem über üppige Boni freuen.

Trotz eines kräftigen Gewinnrückgangs 2009 will Europas größtes Geldhaus HSBC Top-Bankern Boni in Millionenhöhe zahlen. Der Chef des Investmentbankings und zwei seiner Abteilungsleiter sollten wegen Rekordergebnissen mehr als neun Millionen Pfund an Prämien erhalten, teilte das britische Institut mit.

Dank der florierenden Kapitalmärkte verdreifachte sich der Gewinn in der Sparte auf 10,5 Milliarden Pfund. Insgesamt aber drückten Kreditabschreibungen das Vorsteuerergebnis im vergangenen Jahr um rund ein Viertel auf 7,1 Milliarden Pfund (7,8 Milliarden Euro).

Analysten hatten dagegen mit einem Anstieg auf 11,4 Milliarden Pfund gerechnet. Die Anleger reagierten entsprechend enttäuscht: Die Aktie büßte rund fünf Prozent ein. Die öffentliche Empörung in einigen Ländern über überzogene Vergütungen so kurz nach der Finanzkrise bezeichnete HSBC zwar als verständlich.

Aber Boni seien ein "legitimes und angemessenes Element der Belohnung", und der Verdienst müsse immer am Markt orientiert sein, teilte das Institut mit, das anders als seine heimischen Rivalen Royal Bank of Scotland und Lloyds in der Finanzkrise auf Staatshilfen verzichtete.

Konzern-Chef gibt sich philanthropisch

Bank-Chef Michael Geoghegan kündigte an, seinen Jahresbonus von bis zu vier Millionen Pfund für wohltätige Zwecke zu spenden. Gemessen am Umsatz liegen die Jahresboni bei HSBC bei 25 Prozent und damit niedriger als bei den meisten anderen Investmentbanken.

Dadurch unterlieg HSBC auch keinen staatlichen Boni-Beschränkungen. Die Boni an die drei Investmentbanker sollen überwiegend in Aktien ausgezahlt und über drei Jahre gestreckt werden.

Während das Investmentbanking dank des ungebremsten Kapitalhungers von Staaten und Firmen glänzend lief, wuchs der Berg fauler Kredite weiter an. Er stieg wie von Experten erwartet um neun Prozent auf 26,5 Milliarden Pfund, obwohl sich vor allem das Kreditgeschäft in den USA besserte. Daneben drückten auch unerwartet hohe Sonderbelastungen wegen der Neubewertung eigener Schulden das Ergebnis.

Asien ist Wachstumstreiber

Den um diese Kosten bereinigten Gewinn konnte HSBC um 56 Prozent auf 13,3 Milliarden Pfund steigern. Finanzchef Douglas Flint geht davon aus, dass der Höhepunkt bei den Kreditausfällen erreicht sein dürfte. 2010 sollen die Abschreibungen insgesamt sinken.

HSBC-Chef Geoghegan bekräftigte, dass er eine Erholung der Konjunktur in zwei Geschwindigkeiten erwarte. Asien werde beim Wachstum voranpreschen, während die Wirtschaft in den Industrieländern zu stagnieren drohe.

Gerade auf Asien ist HSBC spezialisiert. Daher hatte Geoghehan erst Anfang des Jahres die Firmenleitung nach Hongkong verlegt, wo das Institut vor rund 140 Jahren gegründet wurde. Der Hauptsitz des Instituts soll auch aus steuerlichen Gründen aber in Großbritannien bleiben.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: