Trockenheit im Norden:Magere Ernte verteuert Brot und Bier

Die Landwirte leiden unter den Wetterextremen. Die Getreideerträge gingen gegenüber 2006 um fast zehn Prozent zurück. Zudem verknappt auch der zunehmende Anbau von Biosprit die Anbauflächen.

Andreas Hoffmann und Silvia Liebrich

Die Deutschen werden mehr für Lebensmittel zahlen müssen. Langfristig könnten die Preise für Nahrungsmittel ähnlich steigen wie die für Energie, erwartet der Deutsche Bauernverband.

Trockenheit im Norden: Eine Dürreperiode im Frühsommer 2007 ließ diesem Getreidefeld im brandenburgischen Manschnow keine Chance zum Gedeihen.

Eine Dürreperiode im Frühsommer 2007 ließ diesem Getreidefeld im brandenburgischen Manschnow keine Chance zum Gedeihen.

(Foto: Foto: DPA)

Die Getreideernte ging durch das extreme Wetter im Vergleich zu 2006 um fast zehn Prozent zurück. Zudem stellen immer mehr Bauern auf die Produktion von Biokraftstoff um.

Nach Ansicht des Deutschen Bauernverbandes (DBV) erklären sich steigende Preise durch den Wandel in der Landwirtschaft.

Zunehmend würden die Bauern auf ihren Feldern Pflanzen anbauen, um daraus Bio-Energie zu gewinnen.

"Die Nahrungsmittelpreise werden sich an die Energiepreise ankoppeln", sagte der DBV-Generalsekretär Helmut Born bei der Vorstellung der Erntebilanz 2007.

Allerdings werde dieser Trend von den USA und Brasilien bestimmt. Sie hätten in der Vergangenheit ihr Getreide vor allem für den Export produziert, nun zählten sie zu den größten Erzeugerländern von Bio-Kraftstoffen.

In Deutschland spielt dies noch keine große Rolle, sagte Born. Langfristig rechne er jedoch damit, dass mehr Pflanzen angebaut werden, um daraus Bio-Energie zu gewinnen. Dadurch werde das Angebot an Nahrung zwar nicht verknappt, aber "es kommt zu einer Verteuerung".

In Bayern sogar ertragreichere Ernten

Kurzfristig rechnet der Bauernverband allerdings eher damit, dass sich der Markt für Lebensmittel entspannen könnte. Die gute Welternte werde die Lage beruhigen. Die diesjährige Ernte in Deutschland wird allerdings kaum bewirken, dass die Lebensmittelpreise sinken.

So brachten die Landwirte mit knapp 40 Millionen Tonnen 8,7 Prozent weniger Korn in die Scheunen als im Vorjahr. Beim wichtigen Weizen ging der Ertrag um 9,7 Prozent auf 20 Millionen Tonnen zurück. "Hier ist die Enttäuschung der Bauern sehr groß", sagte Born. Grund dafür war das ungewöhnliche Wetter.

Die Ausfälle waren im Norden und Osten Deutschland höher als im Süden. In Bayern vermeldeten die Landwirte sogar eine höhere Ernte. Trotz der Widrigkeiten des Klimas können sich die Landwirte auch freuen. Infolge der gestiegenen Preise können sie mit einer Steigerung der Einkommen von fünf bis zehn Prozent rechnen.

Auch Volkswirte nehmen an, dass die Getreidepreise weiter steigen werden. So erwartet die Deutsche Bank, dass die Versorgungslage auch die nächsten drei Jahre angespannt bleiben wird. Grund dafür seien unter anderem die weltweit rückläufigen Vorräte, die Anfang 2007 auf den niedrigsten Stand seit 30 Jahren gerutscht sind.

Ein Euro mehr pro Kasten Bier

Auch die BHF Bank rechnet mit höheren Getreidepreisen. "Die Preise dürften dabei nicht nur höher liegen als gewohnt, sondern auch stärker schwanken", heißt es in einer Studie.

Getreide ist bereits in den vergangenen zwölf Monate erheblich teurer geworden. An einem der wichtigsten internationalen Umschlagplätze in Chicago ist Weizen derzeit 50 Prozent teurer als im Vorjahr. In gleichem Umfang haben auch die Preise in Deutschland angezogen.

Den größten Schub verzeichnete Braugerste. Brauereien müssen im Vergleich zu 2006 mehr als das Doppelte für den wichtigen Rohstoff für die Bierproduktion zahlen. Der Kasten Bier dürfte sich um mindestens einen Euro verteuern.

Auch für andere Lebensmittel erwartet die Ernährungindustrie noch in diesem Jahr kräftige Preisanstiege. Für Getreide, Milchprodukte, Fleisch, Obst und Gemüse müsse mehr Geld ausgeben werden, sagte eine Sprecherin der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie.

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