Treffen der EU-Finanzminister:Spanien braucht offenbar 60 Milliarden Euro

Wie viel Geld brauchen die spanischen Banken? Brüssel wollte sicherheitshalber 100 Milliarden Euro zur Verfügung stellen, doch womöglich kommen die Institute auch mit deutlich weniger Geld aus.

Seit Wochen wird spekuliert, wie viel Geld die spanischen Banken brauchen, um wieder zu gesunden. Nun wird deutlich: Womöglich genügt eine kleinere Summe als als bisher angenommen. Die EU hatte dem angeschlagenen Land zunächst bis zu 100 Milliarden Bankenhilfe zugesagt. Spaniens Wirtschaftsminister Luis de Guindos sagte beim Treffen der europäischen Finanzminister im zyprischen Nikosia, wahrscheinlich müssten höchstens 62 Milliarden Euro beansprucht werden.

Noch im September möchte die spanische Regierung ihren Bedarf für die maroden Banken offiziell bekannt geben, im Oktober könnte dann der Hilfsantrag folgen. Auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) zeigte sich optimistisch, dass Spanien möglicherweise mit weniger Geld auskommt: "Nach jetzigem Stand wird Spanien deutlich unter der Obergrenze von 100 Milliarden Euro bleiben."

Märkte beruhigen sich

Mehrere spanische Banken sind durch die Immobilienblase angeschlagen. Allein das viertgrößte Geldhaus Bankia braucht für seine Sanierung mindestens 23 Milliarden Euro. Unklar ist bisher, ob und wann Spanien doch Gelder aus dem Euro-Rettungsschirm benötigt. Ministerpräsident Mariano Rajoy betont immer wieder, dass er noch keine Entscheidung getroffen habe. Er wolle zuerst genau die Bedingungen prüfen.

Ein Hilfegesuch Spaniens beim EU-Rettungsfonds ist eine Voraussetzung dafür, dass die Europäische Zentralbank (EZB) ein Kaufprogramm für spanische Staatsanleihen startet. Rajoy will offenbar vermeiden, dass Spanien durch den Rettungsschirm gestützt wird und sich damit den harte Bedingungen unterwerfen muss.

Nachdem Mario Draghi, Präsident der EZB, Ende Juli angekündigt hatte, unbegrenzt Anleihen vom Krisen-Staaten wie Spanien und Italien aufzukaufen, beruhigte sich die Lage an den Märkten merklich: Die Risikoaufschläge für spanische Anleihen sind stark gesunken. Rajoy hofft darauf, dass sich diese Entspannung fortsetzen wird. Die EU-Kommission fordert jedoch von Spanien zusätzliche Reformanstrengungen, um das Vertrauen der Märkte dauerhaft zu festigen.

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