Transportmittel Hyperloop:Elon Musks rasende Kapsel

Hyperloop, Elon Musk

So soll der Hochgeschwindigkeits-Transport aussehen: Elon Musks erster Entwurf für den "Hyperloop".

(Foto: AFP)

Es klingt nach Science-Fiction: Der Milliardär Elon Musk will mit seinem "Hyperloop" Menschen in Schallgeschwindigkeit durch Kalifornien katapultieren. Doch der Erfinder von PayPal und Gründer der Elektroauto-Firma Tesla ist bekannt für Ideen, von denen anfangs alle denken, dass sie nie funktionieren.

Von Kathrin Werner, New York

Wenn der Milliardär und Technikfreak Elon Musk vom geplanten Hochgeschwindigkeitszug in Kalifornien schreibt, setzt er den Begriff "Hochgeschwindigkeit" in Anführungszeichen. Denn der Technikfreak glaubt nicht an den vom Staat geplanten "high speed" train: Wie könne es sein, echauffiert er sich, dass ausgerechnet Kalifornien, die Heimat des Silicon Valley und des NASA-Labors für Antriebstechnik, das in der Lage sei, Geländewagen auf dem Mars abzusetzen, "einen Zug baut, der zu den teuersten und langsamsten der Welt gehört?"

Was der Staat da vorhat, das hält Musk für lächerlich. Für verfehlt. Also tut er, was er am liebsten tut: Musk gibt selber sehr viel Geld aus und lässt Dinge erfinden. Seine Alternative zum "high speed" train heißt Hyperloop.

Musk will Menschen in Luftkissen-Kapseln mit Schallgeschwindigkeit durch eine Röhre schießen, in 45 Minuten soll man so die mehr als 600 Kilometer zwischen San Francisco und Los Angeles zurücklegen. Der Hyperloop ist eine Mischung aus Überschallflugzeug, Magnetschwebebahn und Luftkissenboot. Er schreibt: "Da wir ja das mit dem Teleportieren noch immer nicht hinkriegen, was natürlich toll wäre (würde das bitte jemand erfinden!), ist die einzige Option für super schnelles Reisen eine Röhre, in der eine spezielle Umwelt herrscht."

Die riesige Hyperloop-Röhre soll die Metropolen verbinden, in ihr soll Druckluft von unten für einen reibungsarmen Auftrieb sorgen, während Elektromagneten den Schub liefern. So sollen Alu-Kapseln, in den Platz für 28 Passagiere ist, sollen auf etwa 1200 Kilometer pro Stunde beschleunigt werden. Die Reise fühle sich an wie im Flugzeug, mit einem rasanten Start, sagt Musk. Wenn die Reisegeschwindigkeit erreicht sei, merke man nichts mehr.

Der Hyperloop wirkt wie etwas, das niemals funktionieren kann

Um den bei diesem Tempo massiven Luftwiderstand zu verringern, soll der Druck in der Stahlröhre abgesenkt werden und ein großer Propeller vorne an der Kapsel Luft beiseite wedeln. Alle 30 Sekunden soll eine neue Kapsel an einem der Bahnhöfe auf die Reise gehen. Der Hyperloop wirkt wie etwas, das niemals funktionieren kann.

Aber Musk ist bekannt für Ideen, von denen anfangs alle denken, dass sie nie funktionieren. Reich geworden ist er mit der Gründung von Paypal, als niemand dachte, dass Menschen wirklich im Internet Dinge bezahlen wollen würden. Mit Tesla baut er das erfolgreichste Elektroauto der Welt, obwohl niemand dachte, dass sich mit einem enorm teuren Öko-Sportwagen Geld verdienen ließe. Und mit SpaceX schickt er als erste private Firma Raketen ins All.

Die Ingenieure von SpaceX und Tesla haben Musk gemeinsam auch den Hyperloop erdacht. Mit all seinen Projekten, vor allem mit dem Verkauf von Paypal an Ebay, ist der 42-Jährige sehr reich geworden. Das Magazin Forbes schätzte sein Vermögen im März auf 2,7 Milliarden Dollar. Die Anfänge des Hyperloops will er denn auch erst einmal selbst bezahlen.

Eine einfache Hyperloop-Fahrt für 20 Dollar

Alle existierenden Transportwege - Schiene, Straße, Wasser oder Luft - seien relativ langsam, wie Straße und Wasser, oder teuer, wie der Luftverkehr, oder eine Kombination aus langsam und teuer, wie Züge, sagt Musk. "Der Hyperloop ist ein ganz neues Verkehrsmittel, das dieses Paradigma ändert und schnell und preiswert ist."

Der Hyperloop sei immer noch billiger als der Hochgeschwindigkeitszug, sagt Musk. Die Röhre koste ein paar Milliarden, die Kapseln selbst einige Millionen, insgesamt rund sechs Milliarden Dollar. Wenn der Hyperloop auch Waren und Autos transportieren soll, stiegen die Kosten auf maximal zehn Milliarden Dollar.

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Reich geworden ist Elon Musk mit der Gründung von Paypal. Mit Tesla baut er das erfolgreichste Elektroauto der Welt.

(Foto: AFP)

Im Gegensatz dazu sind für die neue Zugverbindung bislang knapp 70 Milliarden Dollar veranschlagt; die Fahrtzeit würde zwei Stunden und 40 Minuten betragen. Eine einfache Hyperloop- Fahrt sei schon für 20 Dollar machbar, meint Musk.

Die Hyperloop-Kapseln sollen für ihre Reise keine externe Energie brauchen, das System soll sich selbst aufladen. Auf der Röhre will Musk Solarmodule installieren, die sogar mehr Energie erzeugten, als der Transport braucht. Für die Nächte und bedecktes Wetter sollen die Paneele Batterien aufladen, Musk will die Batterietechnik aus dem Elektroauto Tesla verwenden. Um die Kosten niedrig zu halten und keine Probleme mit Landrechten zu bekommen, soll die Strecke zum größten Teil parallel zur Schnellstraße Interstate 5 durch Kalifornien laufen.

Mit der Fertigstellung eines ersten Testmodells rechnet er in drei bis vier Jahren, den Prototyp will Musk selbst bauen. Das Großprojekt zwischen den Städten will er allerdings nicht selbst umsetzen, er sei mit Tesla und SpaceX ausgelastet. Designer und Techniker fordert er auf, Verbesserungsvorschläge und Ideen zu schicken. "Ich habe mir ein paar Gedanken gemacht", sagt er. "Vielleicht kann ich den Anfang machen und dann an jemand anderen weitergeben." Reich werden will er nicht mit dem Projekt - ist er ja auch schon. "Ich versuche nicht, damit einen Haufen Geld zu verdienen", sagt er. "Aber es wäre toll, es verwirklicht zu sehen."

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