Transpareny International:Bling-Bling für Kriminelle

Die Kontrollen gegen Geldwäsche in Großbritannien sind lax, so eine Studie von Transparency International.

Von Björn Finke, London

Villen und Yachten, Antiquitäten und Juwelen: Alles, was schön und teuer ist, eignet sich auch gut zur Geldwäsche. Verbrecher oder korrupte Politiker kaufen mit ihrem Schwarzgeld gerne etwas Kostspieliges und Wertbeständiges, um aus illegalen Einkünften legale Investments zu machen. Sehr einfach funktioniert das offenbar in Großbritannien. Dort sind Makler, Dienstleister und Händler zwar verpflichtet, Kunden bei Verdacht auf Geldwäsche der Polizei zu melden, aber das passiert selten, und die Kontrollen sind lax. Dies sind die beunruhigenden Ergebnisse einer Studie von Transparency International (TI), welche die Korruptionsbekämpfer am Montag in London veröffentlichten.

Die Fachleute untersuchten, welche Vorkehrungen Branchen treffen, deren Produkte und Dienstleistungen für Geldwäsche besonders interessant sind. Dazu gehören Finanzdienstleister, Anwälte und Buchhalter, Makler sowie Luxusgeschäfte, Kunsthändler und Auktionshäuser. Transparency International klagt, dass im Königreich 22 verschiedene Organisationen dafür zuständig sind, den Kampf gegen Geldwäsche in diesen Branchen zu kontrollieren. Meistens hat der Staat die Aufgabe einem Wirtschaftsverband übertragen.

Der ist dann zum einen Lobby-Vereinigung für seine Mitgliedsfirmen, muss jedoch zugleich die Bemühungen seiner Mitglieder im Kampf gegen Schwarzgeld überwachen. Das führt zu Interessenskonflikten und "uneinheitlichen und undurchsichtigen" Standards, wie es in der 80-seitigen Studie der Organisation heißt.

TI schlägt vor, stattdessen lieber eine einzige, mächtige und finanziell gut ausgestattete Kontrollbehörde zu schaffen. Ein weiteres Ergebnis des Reports ist, dass in zahlreichen Branchen Unternehmen viel zu wenig Verdachtsfälle an die Polizei melden. So schlugen Makler im Jahr 2014 genau 179-mal Alarm, Kunsthändler und Auktionshäuser sogar nur 15-mal. Zum Vergleich: Finanzdienstleister rührten sich bei 320 851 Geschäften. Dabei soll der boomende Londoner Immobilienmarkt bei Geldwäschern aus aller Welt äußerst beliebt sein.

Darunter leiden ehrliche Briten, die sich ihre eigene Hauptstadt nicht mehr leisten können: "Die Immobilienpreise werden künstlich hochgetrieben durch ausländische Kriminelle, die ihr Vermögen in Großbritannien parken wollen", sagt Donald Toon, Chef der Abteilung für Wirtschaftsverbrechen bei der Polizeibehörde National Crime Agency. Premierminister David Cameron fürchtet schon um den Ruf seines Landes. Das Vereinigte Königreich dürfe nicht zum "sicheren Hafen für korruptes Geld aus der ganzen Welt" werden, sagte der Konservative bereits im Sommer.

Wie gut, dass die Studie von Transparency International Vorschläge für bessere Kontrollen liefert. Jetzt müssten sie nur noch aufgegriffen werden.

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