Toyota: Nach der Pannenserie:Teure Heimlichtuerei

Erst der Ärger, jetzt die Rechnung: Toyota hat die US-Behörden "mindestens vier Monate lang" nicht über die Sicherheitsmängel informiert - und muss jetzt wohl kräftig zahlen.

Das kann richtig teuer werden: Dem japanischen Autokonzern Toyota droht wegen seiner Pannenserie in den USA eine Strafe in zweistelliger Millionenhöhe.

Die US-Regierung fordert von Toyota knapp 16,4 Millionen Dollar (etwa 12,3 Millionen Euro) Schadenersatz, erklärte das US-Verkehrsministerium am Montag (Ortszeit) in Washington. Toyota habe die Behörden "mindestens vier Monate lang" nicht über die Sicherheitsmängel informiert und somit seine Pflichten verletzt.

Hohes Risiko gekannt - und geschwiegen

Obwohl das Unternehmen gewusst habe, dass die Probleme an den Gas- und Bremspedalen der Fahrzeuge ein "hohes Risiko für Kunden" darstellten, habe Toyota dies verschwiegen, erklärte die US-Verkehrssicherheitsbehörde NHTSA, die dem Ministerium untersteht. Das Ministerium erläuterte, Autohersteller seien bei etwaigen Mängeln verpflichtet, die NHTSA innerhalb von fünf Tagen über diese aufzuklären.

"Wir haben nun den Beweis dafür, dass Toyota seine Verpflichtungen verletzt hat", wurde US-Verkehrsminister Ray LaHood in der Erklärung zitiert. Toyota habe "wissentlich einen gefährlichen Defekt geheimgehalten" und damit nichts unternommen, um "Millionen Autofahrer und ihre Familien zu schützen".

Der japanische Autokonzern hatte wegen Schwierigkeiten mit Gaspedalen, Bremsen und Fußmatten in den vergangenen Monaten weltweit fast neun Millionen Fahrzeuge in die Werkstätten zurückrufen müssen, darunter mehr als sechs Millionen in den USA. In Europa waren 1,8 Millionen Fahrzeuge betroffen. Die technischen Probleme werden auch für rund 50 tödliche Unfälle in den USA verantwortlich gemacht.

Zahlen oder anfechten

Toyota hat nun zwei Wochen Zeit, um auf die Zahlungsaufforderung zu reagieren und die Strafe entweder zu begleichen oder anzufechten. Sollte der Autohersteller zahlen, wäre die Maximalstrafe von exakt 16.375 Millionen Dollar die höchste Summe, die je gegen einen Autokonzern in den USA verhängt worden ist. Sollten sich beide Seiten nicht einigen können, dürfte die Sache vor Gericht ausgetragen werden. Die NHTSA hatte ihre Ermittlungen Mitte Februar eingeleitet.

Toyota selbst erklärte, ihm liege noch kein Schreiben der NHTSA vor. Hingegen seien bereits "zahlreiche Maßnahmen" ergriffen worden, um die Kommunikation mit den Behörden und den Kunden zu verbessern, hieß es. Toyota sieht sich in den USA wegen der technischen Probleme bereits mit mehreren Sammelklagen von Autobesitzern konfrontiert. Nach Ansicht von Anwälten steht auch jenen Toyota-Käufern eine Entschädigung zu, deren Auto keine Probleme aufweist.

Unterdessen ruft Toyota ruft nun auch in Südkorea Tausende Fahrzeuge wegen lockerer Fußmatten zurück. Dabei handelt es sich um rund 13.000 Fahrzeuge der Modelle Lexus ES350, Camry und Camry Hybrid. Bei den Autos könnten die Matten verrutschen und das Gaspedal einklemmen, teilte das Verkehrsministerium mit.

Toyota sprach von einem freiwilligen Rückruf, um Unfälle zu vermeiden. Der Weltmarktführer steht seit längerem wegen Sicherheitsmängeln an seinen Fahrzeugen in der Kritik.

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