Todesfall:Der "rote Friedel" ist tot

Der langjährige Vorstandsvorsitzende der WestLB, Friedel Neuber, ist überraschend an Herzversagen gestorben. Neuber hat wie kaum ein anderer die Entwicklung der öffentlich-rechtlichen Kreditwirtschaft in Deutschland geprägt.

Wie die Bank am Sonntag in Düsseldorf mitteilte, starb der 69jährige Neuber am Samstag im Anschluss an eine ärztliche Routineuntersuchung "plötzlich und unerwartet an Herzversagen".

WestLB-Chef Thoams Fischer würdigte Neuber als eine überragende Unternehmerpersönlichkeit. Wie kaum ein anderer habe Neuber in den vergangen 20 Jahren die Entwicklung der öffentlich-rechtlichen Kreditwirtschaft in Deutschland geprägt.

Neuber war der mächtigste Staatsbanker Deutschlands

Unter den Topmanagern des deutschen Geldadels war Friedel Neuber in einem Punkt unschlagbar: So lange wie der frühere Vorstandschef der Westdeutschen Landesbank in Düsseldorf stand kein Banker an der Spitze eines deutschen Kreditinstituts.

Zwischen 1981 und 2001 bestimmte er die Geschicke der Bank am Rhein. Neuber war ein Quereinsteiger. Ohne Abitur und Studium schaffte SPD- Mitglied Neuber als Sohn eines Eisenbahners aus Rheinhausen den Sprung ganz nach oben.

Seinen beruflichen Aufstieg in die Chefetage der Düsseldorfer Staatsbank, die im August 2002 in die öffentlich-rechtliche Landesbank NRW und private WestLB AG aufgespalten wurde, verdankte "der rote Friedel" nicht nur seinem Ehrgeiz und Fleiß.

"Friedel, du machst das schon"

Auch seine zahlreichen politischen Verbindungen und nicht zuletzt sein Förderer Johannes Rau (SPD), trugen dazu bei: "Friedel, Du machst das schon", soll der damalige NRW-Ministerpräsident seinem Parteifreund gesagt haben, als dieser 1981 mit 46 Jahren Chef WestLB wurde.

Neuber verblüffte seine Kritiker, die ihn wegen mangelnder Bankpraxis für eine Fehlbesetzung hielten: In zwei Jahrzehnten trimmte er den Bankkonzern auf Expansion. Mit einer Bilanzsumme von 432 Milliarden Euro - im Jahr seines Ausscheidens 2001 - und einem weit verzweigten Netz von ausländischen Niederlassungen gehörte die "europäische Großkundenbank" in der Branche zu einer Top-Adresse.

In der Wirtschaft Nordrhein-Westfalens lief ohne den mächtigen WestLB-Chef nichts. Von der Fusion der Mischkonzerne Thyssen und Krupp, über Metro, Gildemeister, Babcock Borsig bis zur LTU - Neuber mischte mit und praktizierte Industriepolitik.

Seine ehrgeizigen Tourismuspläne, über die frühere Preussag (heute TUI) einen Tourismuskonzern zu schmieden, scheiterten 1997 nur am Widerstand der Kartellbehörde. Neuber stand an der Spitze zahlreicher Aufsichtsräte unter anderem bei TUI, RWE und Babcock Borsig.

1999 geriet der quirlige Banker, der wegen seines Einflusses gern als "Macht am Rhein" bezeichnet wurde und als Scharnier zwischen rot- grüner Landesregierung und Wirtschaft galt, im Zusammenhang der Düsseldorfer Flugaffäre in die Schlagzeilen.

Politiker sollen auf Kosten der WestLB den Flugdienst der Bank genutzt haben. Gleichzeitig ermittelten Staatsanwälte gegen Neuber und andere Vorstände, weil die WestLB Kunden systematisch beim Geldtransfer nach Luxemburg unterstützt haben soll.

Das Verfahren wurde gegen eine Geldbuße eingestellt, ein Vorstandsmitglied nahm den Hut.

Noch vor seinem Ausscheiden im August 2001 ebnete Neuber den Weg für einen radikalen Umbau der WestLB. Die Bank wurde in eine öffentlich-rechtliche Muttergesellschaft, der Landesbank NRW und der privaten Tochter WestLB AG aufgespalten.

Nach jahrelangem Beihilfestreit mit der Brüsseler EU-Kommission wurde Neuber die Aufspaltung gewissermaßen aufgezwungen.

Seine berufliche Laufbahn begann der am 10. Juli 1935 geborene Neuber als Industriekaufmann bei Krupp. Gleichzeitig bastelte er an einer SPD-Karriere.

In den Düsseldorfer Landtag kam er als bis dahin jüngster Parlamentarier mit 26 Jahren. 1970 wurde er mit 34 Jahren Präsident des Rheinischen Sparkassen- und Giroverbandes.

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