Tod israelischer Babys:Deutscher Milchhersteller räumt Mitverantwortung ein

Nach dem Tod dreier Babys in Israel, die mit einer in Deutschland produzierten Säuglingsmilch ernährt wurden, hat der Hersteller Humana Milchunion eine Mitverantwortung eingeräumt.

Durch fehlerhafte Berechnungen habe das Unternehmen in der für den israelischen Markt bestimmten Sojamilch zu wenig Vitamin B1 beigemischt, sagte ein Vorstandssprecher.

Ursache sei menschliches Versagen in der Produktionskontrolle. Der Vorstand sprach von einer Verkettung unglücklicher Umstände. Die drei Babys waren an Mangelerscheinungen erkrankt und gestorben.

Zuvor war bekannt geworden, dass die Polizei in Israel die für das In- und Ausland zuständigen Dienste Schin Beth und Mossad um Unterstützung ersucht habe.

In der Nacht wurden den Angaben zufolge zwei Mitarbeiter der Vertriebsfirma Remedia verhört. Zudem sei der Firmensitz in dem Ort Rischon Lezion bei Tel Aviv durchsucht worden. Unter dem Namen Remedia wird die von dem deutschen Hersteller Humana hergestellte koschere Säuglingsmilch in Israel vertrieben.

In der koscheren Ersatzmilch auf Sojabasis war Experten zufolge kein Vitamin B1 enthalten gewesen; dieser Mangel habe in drei Fällen zum Tod geführt, teilte das israelische Gesundheitsministerium am Montag mit.

Sieben weitere Säuglinge waren am Dienstag noch erkrankt. Der israelische Generalstaatsanwalt prüfte die Möglichkeit, rechtliche Schritte gegen Humana einzuleiten.

Aufmerksame Ärzte

Auch Remedia machte in einer Erklärung indirekt den deutschen Hersteller Humana Milchunion verantwortlich. Das Unternehmen habe zu seinem vegetarischen Produkt eine Analyse gelegt, in der das Vitamin aufgeführt gewesen sei, hieß es.

Humana hat ihren Sitz im münsterländischen Everswinkel. Bereits am Montag hatten betroffene Eltern Remedia auf Schadenersatz von je einer Milliarde (192 Millionen Euro) und 115 Millionen Schekel (22,1 Millionen Euro) verklagt.

Die vitaminlose Sojamilch wurde nach jüngsten Ermittlungen bereits seit einem halben Jahr in Israel verkauft, etwa 5000 Babys wurden mit ihr gefüttert.

Wie viele von ihnen wirklich an Mangelerscheinungen erkrankten, ist noch nicht bekannt. Erst im renommierten Schneider-Kinderkrankenhaus in Petah Tikwa bei Tel Aviv, wo zwei Todesfälle registriert wurden, wurde jungen Stationsärzten der Zusammenhang zwischen dem vegetarischen Produkt und den Erkrankungen bewusst.

Die Symptome ähnelten stark der berüchtigten Beriberi-Krankheit, an der sonst nur Kinder in der Dritten Welt erkranken. Da alle kleinen Patienten mit "Remedia"-Sojamilch ernährt wurden, lag der Schluss für die Behörden nah: Sie untersuchten das Pulver und kamen zu dem Schluss, dass die Milch im Gegensatz zur Etikettenaufschrift ohne das lebensnotwendige Vitamin verkauft wurde.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: