Tipps zur Geldanlage:Kommt der Crash?

  • Ein SZ-Leser fragt: Der Kurssturz ist nur noch eine Frage der Zeit - oder?
  • Die entscheidende Frage ist, ob die Kurse derzeit nur einen kleinen Rücksetzer erfahren, oder ob es schon die ersten Anzeichen eines tieferen Absturzes sind.
  • In Zeiten des Booms lohnt sich das Spekulieren auf Pump - doch wenn die Stimmung kippt, geht von jedem Kursrücksetzer das Risiko einer anhaltenden Nervosität aus.
  • Bei Fragen zur Geldanlage schreiben Sie an sz-finanzen@sueddeutsche.de

Von Jan Willmroth

Für Aktien- und ETF-Anleger waren die vergangenen Tage enttäuschend. Wer Anfang der Woche den Einstieg in den Dax gewagt hat, hatte zum Börsenschluss am Freitag eher Geld verloren als gewonnen. Wie gut, dass es bei vernünftigen Investitionen nicht darum geht, am Ende einer Woche Gewinn erwirtschaftet zu haben. Anlegern sollte es unwichtig sein, wie sich ihr Portfolio kurzfristig entwickelt, vor allem dann, wenn sie regelmäßig etwas auf die Seite legen und einem Sparplan folgen wollen.

Und doch ist es genau jetzt gut, all die Leserfragen aufzugreifen, die uns derzeit vermehrt erreichen: Kommt bald der Crash? Der Blick auf den Verlauf des Dax zeige, so hieß es in einer Zuschrift, dass der Einbruch nur noch eine Frage der Zeit sei. Kurven, die allein Indexstände oder absolute Preise anzeigen, sagen zwar nicht viel aus. Doch die Frage ist berechtigt: Aktien waren jahrelang ein hervorragendes Investment, nun lasten wieder die Euro-Krise, die mögliche Zinserhöhung in den USA und zweifelhafte Wachstumsaussichten auf den Märkten. Skeptiker könnten sich derzeit bestätigt fühlen. Die entscheidende Frage ist, ob die Kurse nur einen kleinen Rücksetzer erfahren, oder ob es schon die ersten Anzeichen eines tieferen Absturzes sind.

Was das Shiller-KGV aussagt

Um sich der Antwort zu nähern, fällt der Blick zunächst auf die Marktbewertungen und dabei zuerst auf das Verhältnis von Aktienkursen zu Gewinnen (KGV). An den europäischen Märkten bewegt es sich weitgehend um den historischen Durchschnitt, teilweise liegt es bereits etwas darüber. Die Zahl allein verrät aber noch nicht, inwiefern Aktien heute eher über- oder unterbewertet sind. Denn das KGV lässt sich zuverlässig nur mit den Gewinnen der Vergangenheit berechnen, wobei für die Kursentwicklung aber die zukünftigen Gewinne wichtig sind. Meist wird es anhand von Gewinnprognosen für das aktuelle Geschäftsjahr berechnet - da Prognosen aber stets unsicher und oft zu hoch ausfallen, ist ein solches Zukunfts-KGV tendenziell zu niedrig.

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Mehr verrät das Shiller-KGV, benannt nach dem Wirtschaftsnobelpreisträger Robert Shiller. Um Schwankungen auszugleichen, basiert es auf dem Verhältnis von aktuellem Aktienkurs und dem Durchschnittsgewinn der vergangenen zehn Jahre. Dabei zeigen sich recht hohe Bewertungen. Beispielsweise im Dax, mit einem Shiller-KGV von etwa 26 so hoch bewertet wie in den Jahren 2000 und 2008; oder auch im S&P 500, wo das Shiller-KGV mit derzeit etwa 27 weit über dem historischen Durchschnitt liegt.

Was hinter dem steigenden Risiko steckt

Eine der treibenden Kräfte hinter dem steigenden Risiko ist für Privatanleger allerdings unsichtbar: Die Verschuldung der Investoren. Wenn es heißt, die Notenbanken trieben mit ihrer lockeren Geldpolitik die Kurse, dann heißt das auch: Es ist derzeit leicht, mit geliehenem Geld an der Börse zu spekulieren. Für viele Investoren ist das Routine, im Mai erreichten die von amerikanischen Brokern vergebenen Kredite mit mehr als 500 Milliarden Dollar ein Rekordhoch, Hedgefonds ausgenommen.

In Zeiten des Booms lohnt sich das Spekulieren auf Pump. Wenn die Stimmung kippt - etwa weil die Kosten des geliehenen Geldes schneller steigen als die Kurse, müssen Investoren irgendwann Wertpapiere verkaufen, um Kredite zu bedienen. Von jedem Kursrücksetzer geht also das Risiko einer anhaltenden Nervosität aus. Es ist zwar gut möglich, dass die Preise nach Korrekturen wie in der vergangenen Woche noch lange steigen. Aber darauf ist kein Verlass - im Gegenteil: Sparer sollten sich gut überlegen, wie viel Risiko sie jetzt noch eingehen möchten.

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