Tipps zum Klamottenkauf:Fair einkaufen leicht gemacht

Made in China, made in Indonesia, made in Bangladesh: So steht es auf den meisten Etiketten. Darüber, unter welchen Bedingungen die Kleidung hergestellt wird, sagt das nichts aus. Der Kunde kann trotzdem herausfinden, wie die Ware produziert wurde - sogar mit relativ wenig Aufwand.

Pia Ratzesberger

Wer beim Inhalt seines Kleiderschranks auf faire Produktionsbedingungen achten will, hat es nicht leicht. Die wenigsten Firmen geben Informationen über ihre Herstellungsbedingungen preis. Das Dickicht verschiedener Siegel und Zertifikate verwirrt mehr, als dass es Klarheit schafft. Und Läden, die Fair Trade verkaufen, liegen oft abseits der zentralen Einkaufsstraßen.

Doch schon ein paar Klicks reichen manchmal aus, um das in Sweatshops produzierte T-Shirt gegen ein fair hergestelltes einzutauschen.

Beim Online-Shopping hilft zum Beispiel die Browser-Erweiterung "Avoid", in dem sie Hosen und Hemden ausblendet, die durch Kinderarbeit entstanden sind. Ob bei Asos oder Amazon: Die App lässt alle Angebote von Firmen verschwinden, die nach der Liste des gemeinnützigen Vereins "Earthlink" in Verbindung mit Kinderarbeit gebracht werden. Statt des neuen Kleids erscheint im Shop dann ein weißes Feld - in manchen Online-Shops führt das zu erschreckender Leere.

Auf Websites wie dem Future Fashion Guide helfen spezielle Suchmasken beim Einkauf. Kunden können hier zwischen verschiedenen Kriterien wie "lokal produziert", "sozial engagiert" oder "Bio-Materialien" wählen und gleichzeitig angeben, nach welchem Kleidungsstil sie suchen. Auf der Seite erscheinen dann mehrere Shops, die den ausgewählten Eigenschaften entsprechen.

Wer lieber in die Stadt geht, statt sich online durch das Angebot zu klicken, findet beim Online-Portal modeaffaire.de eine Liste mit Geschäften aus ganz Deutschland: von Aschaffenburg bis Trier. Der Laden "glore" - dessen Name für "globally responsible fashion" steht - ist mittlerweile in vier Städten vertreten: München, Hamburg, Stuttgart und Nürnberg. Im Berliner Geschäft "Wertvoll" hat man sogar eigene Symbole entwickelt, um alle Kleidungsstücke zu kennzeichnen. Der Kunde erkennt sofort, ob sein Pullover fair gehandelt wurde, ökologisch hergestellt oder aus recyceltem Material ist.

Dieses Ziel der Transparenz verfolgen auch verschiedene Siegel und Zertifikate, die für faire Produktionsbedingungen stehen. In der Fair Wear Foundation (FWF) haben sich 80 Unternehmen zusammengeschlossen. Sie will einige Standards sicherstellen: unabhängige Beschwerdestellen, Schulung der Arbeiter und existenzsichernde Löhne. Alle Mitglieder wollen jährlich ihre Zulieferer-Listen offenlegen.

In Deutschland sind zum Beispiel Takko, Vaude Sport und Grüne Erde Mitglied. Die Auszeichnung an den Kleidungsstücken erhält jedes Unternehmen, das länger als ein Jahr bei der FWF dabei ist. Zudem prüft die Organisation das Management der Firmen, um sicherzustellen, dass die FWF-Standards in den Zulieferbetrieben realisierbar sind. Realisierbar ist jedoch nicht gleich realisiert. Daher können auch Shirts und Hosen aus Fabriken das Zeichen tragen, die den Standards noch gar nicht entsprechen.

Öko-Siegel führen in die Irre

Auch Öko-Siegel können in die Irre führen: Logos wie "Öko-Tex-Standard 100" verleiten zu der Denkweise, ökologische Produktion sei auch faire Produktion. Doch weit gefehlt. Das Label Öko-Tex der Internationalen Gemeinschaft für Forschung und Prüfung kennzeichnet zwar zum Beispiel schadstofffreie Kleidung, aber soziale Standards werden lediglich gefordert und nicht überprüft.

Weit verbreitet ist das GOTS-Siegel, das für Global Organic Textile Standard steht. Selbst beim Discounter Aldi ziert das Logo manchmal die Billig-Kleidung. Doch auch hier hinken die sozialen den ökologischen Standards weit hinterher. Zertifizierte Produkte müssen zu 90 Prozent aus Naturfasern bestehen, aber eine klare Verpflichtung zu existenzsichernden Löhnen fehlt. Am bekanntesten ist wohl das schwarz-grün-blaue Fairtrade-Zeichen, das man auch von Lebensmittelverpackungen kennt. Die Fairtrade Organisation überprüft mit ihrem Certified-Cotton-Siegel zwar die Arbeitsbedingungen in der Baumwollindustrie. Alle weiteren Produktionsschritte bleiben auch hier im Dunkeln.

Eine Messe nur für grüne Mode

Da Logos und Siegel oft nur Anhaltspunkte, aber keine Sicherheit bieten können, veröffentlichen Organisationen wie die Christliche Initiative Romero oder das Freiburger Öko-Institut immer wieder eigene Tests. Romero hat dreißig bekannte Unternehmen, die grüne Mode produzieren, unter die Lupe genommen - dabei auch den Moderiesen H&M mit seiner Bio-Linie. In Sachen sozialer Verantwortung konnte der schwedische Konzern mit seinen Wettstreitern bei weitem nicht mithalten: Am besten abgeschnitten hat hier unter anderem der Versandhandel HessNatur, der auch bei der Fair Wear Foundation Mitglied ist. Ebenfalls punkten konnten der Schweizer Textilhersteller Switcher, das Nürnberger Modelabel Monkee und Hempage, ein Unternehmen das seine Kleidung aus Hanf fertigt.

Grüne Mode ist schon lange kein Nischenprodukt mehr und hat in Berlin mittlerweile eine eigene Modemesse: Die Ethical Fashion Show macht dem Fashionspektakel der konventionellen Mode - der Fashion Week - Konkurrenz. Im Januar dieses Jahres waren in Berlin-Mitte zum ersten Mal Aussteller unter sich, bei denen Nachhaltigkeit, Ökologie und soziale Verantwortung im Vordergrund stehen. Nächstes Jahr findet die Messe zum dritten Mal statt. Denn immer mehr Kunden wollen wissen, wo ihre Kleidung herkommt und wer sie produziert.

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