Tierschutz:Skandalbilder aus Ställen: Was die Bauernfunktionäre jetzt ändern müssen

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Filme zeigen Tiere mit vereiterten Augen und blutig gebissene Schwänze: Staatliche Kontrolleure sind offenbar mit der Prüfung landwirtschaftlicher Betriebe überfordert.

Kommentar von Silvia Liebrich

Die Vorwürfe gegen eine Reihe führender Funktionäre von Agrarverbänden wiegen schwer. Die Tierschutzorganisation Ariwa wirft den Verantwortlichen massive Tierschutzverletzungen in ihren eigenen Ställen vor. Das ist brisant. Gerade diese Branchenvertreter beteuern immer wieder, wie sehr ihnen das Wohl der Tiere am Herzen liegt. Die anhaltende Kritik an der Tierhaltung in Deutschland sei nicht berechtigt, sagen sie.

Es ist nicht richtig und auch unzulässig, wenn Tierschützer heimlich in Ställe eindringen, um dort zu filmen. Es ist aber auch nicht erlaubt, dass Tiere in Ställen unnötigen Qualen ausgesetzt sind, weil diese schlecht geführt werden. Nicht die Aufnahmen sind deshalb das eigentlich Verwerfliche, sondern in erster Linie die dort vorgefundenen Zustände.

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:Tierschützer machen führenden Landwirten schwere Vorwürfe

Filmaufnahmen zeigen Ferkel, die brutal getötet werden - und Puten mit tiefen Wunden. In den Ställen sei massiv gegen den Tierschutz verstoßen worden.

Von Oda Lambrecht und Silvia Liebrich

Tiere mit vereiterten Augen; ein Ferkel, das auf den Boden geschleudert wird, um es zu töten; offene Wunden am After und blutig gebissene Schwänze: Grausame Bilder, wie die nun veröffentlichten, gibt es immer wieder. Staatliche Kontrolleure sind offenbar mit der Prüfung landwirtschaftlicher Betriebe überfordert, auch weil die Behörden in vielen Regionen chronisch unterbesetzt sind. Und die Politik setzt lieber auf freiwillige Selbstverpflichtungen der Erzeuger anstelle von Gesetzen. Beispiel Putenhaltung. Für die gibt es im Gegensatz zu Schweinen oder Hühnern bis heute keine verbindlichen Regeln, weil die Bundesregierung das ablehnt.

Ein großes Problem liegt jedoch vor allem darin, dass sich die Fronten zwischen Agrarverbänden und ihren Kritikern in den vergangenen Jahren immer mehr verhärtet haben. Ein fruchtbarer Dialog zwischen Branchenvertretern und Gegnern findet nur noch selten statt. Mit gegenseitigen Vorwürfen spart keine Seite, manche davon sind berechtigt, manche nicht. Den Verantwortlichen in den Agrarverbänden müsste jedoch auch klar sein, dass sich ein positives Bild der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit nicht erzwingen lässt. Nicht mit bunten Imagebroschüren, und schon gar nicht mit Repressalien und Drohungen gegen jene, die Kritik üben.

Vorwürfe vorbehaltlos aufklären

Kooperation statt Konfrontation muss deshalb jetzt die Devise lauten. Das sind die Spitzen der Verbände ihren vielen Mitgliedern schuldig. Sie sind nicht nur Interessenvertreter, sie haben auch ein wichtige Vorbildfunktion in der Gesellschaft. Sie müssen mit Wort und Tat überzeugen.

Wichtig ist es deshalb nun, die Vorgänge und Vorwürfe vorbehaltlos zu klären - und falls nötig, Konsequenzen zu ziehen. Dazu müssen nun auch die Behörden und die Politik beitragen. Nur durch eine umfassende Aufklärung lässt sich größerer Schaden für die Tierhalter abwenden. Denn die Vorwürfe werfen auch einen dunklen Schatten auf die große Mehrheit der Landwirte, die ihre Arbeit ordentlich machen. Sie dürfen nicht zu Unrecht mit an den Pranger gestellt werden.

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