Tierschutz-Protest gegen Hermès:Armes Krokodil

Tierschutz-Protest gegen Hermès: Peta-Aktion in Tokio: Aktivisten mit Krokodil-Body Paint.

Peta-Aktion in Tokio: Aktivisten mit Krokodil-Body Paint.

(Foto: Shizuo Kambayashi/AP)
  • Tierschützer haben eine Aktie des französischen Luxus-Konzerns Hermès gekauft.
  • Sie haben so Zugang zur nächsten Aktionärsversammlung in Paris, die wollen sie aufmischen.
  • Die Aktivisten haben sich bereits in eine Krokodilfarm in Simbabwe eingeschlichen.

Von Michael Kläsgen

Am Ende wird die Frage sein, ob die Tierschützer es schaffen, den großen französischen Luxus-Konzern Hermès davon abzubringen, weiter Krokodilleder für seine Handtaschen und Armbanduhren zu verwenden. Die Selbstverpflichtung, fortan auf die Häute exotischer Tiere zu verzichten, ist zumindest das erklärte Ziel von Peta, sagt Frank Schmidt, Fachreferent der Tierschützer in Deutschland. Um das zu erreichen, hat sich die Organisation People of the Ethical Treatment of Animals (Peta), für 336,93 Euro eine Aktie des Familienunternehmens gekauft.

Mit dieser Aktie haben die Tierschützer Zugang zur nächsten Aktionärsversammlung in Paris, und die wollen sie kräftig aufmischen. Allerdings wird die nächste Hauptversammlung voraussichtlich erst im Mai oder Juni kommenden Jahres stattfinden. Unwahrscheinlich, dass die Aufregung über das grausame Töten der Reptilien bis dahin andauert. Bedauerlich für die Tiere und ärgerlich für Peta. Denn der Aktienkauf war nur Teil zwei einer groß angelegten Kampagne gegen Hermès.

Teil eins bestand darin, sich in eine Krokodilfarm in Simbabwe einzuschleichen und dort ein Video-Interview mit dem Chef-Züchter zu drehen. Der Film findet sich im Internet und löst weltweit Entsetzten aus, übrigens auch bei Hermès, was ein wenig heuchlerisch wirkt. "Wir sind geschockt über den Inhalt des Videos. Einige Ausschnitte sind nur sehr schwer zu ertragen", teilt das Unternehmen mit, so als wisse es nicht, wie grausam das Töten von Krokodilen sein kann.

Peta will Kunstleder oder Textil

In einem Punkt haben die Pariser Luxuswarenhersteller allerdings recht. Bei den Szenen, in denen zu sehen ist, wie die Tiere geschlachtet werden, handelt es sich um älteres Archivmaterial, gedreht auf einer Farm in Texas, das den Simbabwe-Bildern beigemischt wurde. Das ist allerdings nur im sehr kurzen Abspann vermerkt. Die Alligatorenfarm in den USA gehört Hermès aber gar nicht, worauf der Konzern hinweist. Seit zehn Jahren würden vielmehr jeden Monat ein Veterinär und staatliche Stellen alle "Partnerfirmen" kontrollieren, ob Zucht und Tötung den internationalen Standards entsprechen.

Darum geht es den Tierschützern gar nicht. Sie wollen, dass Bekleidungshersteller wie Hermès künftig nur noch Kunstleder oder Textilfasern verarbeiten. Das Einhalten internationaler Standards ist Peta zu wenig, sagt Schmidt. Aktivisten sind generell für ihre kompromisslose Haltung bekannt, egal, ob es sich um Private-Equity-Firmen, private Vermögensverwalter oder Staatsfonds handelt. Denen geht es in der Regel um mehr Gewinn für die Aktionäre oder eine andere Konzernstrategie.

Peta hingegen spielt mit Emotionen und dem öffentlichen Druck. Einen Coup landeten die Tierschützer damit, dass sich Jane Birkin, die Namensgeberin einer der Kroko-Taschen des Hauses, entrüstet über die Videobilder zeigte, obwohl es die Tasche seit fast drei Jahrzehnten gibt. Peta hatte der Sängerin das Video zuvor direkt zugespielt und provozierte damit ihren Aufschrei. Außerdem protestierten die Aktivisten vor der Hermès-Boutique in Berlin und wollen das auch in Hamburg tun, um Kunden aufzuschrecken. In dieser massiven Form ist das eine neue Dimension des Aktionärsprotests. Bisher hatte Peta in Deutschland nur einmal auf der Aktionärsversammlung des Chemie-Konzerns Bayer medienwirksam gegen Tierversuche demonstriert - allerdings ohne nennenswerten Erfolg.

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