Tiefrote Bilanzzahlen:MAN ächzt unter Abschreibungen

Bußgelder und Beteiligungen haben MAN schwer zugesetzt: Der Lkw-Hersteller erlitt 2009 einen Millionenverlust. Hoffnung macht aber das Brasilien-Engagement.

Es ist ein herber Dämpfer: Der Nutzfahrzeug- und Maschinenbaukonzern MAN hat im vergangenen Jahr wegen einer Reihe von Sonderbelastungen und des schwächelnden Nutzfahrzeuggeschäfts tiefrote Zahlen geschrieben. Auf operativer Ebene erzielte der Konzern jedoch einen Gewinn von über einer halben Milliarde Euro, wie das Unternehmen bei der Bilanzvorlage in München mitteilte.

MAN, Foto: ddp

Der Münchener Fahrzeugbauer hat die Märkte enttäuscht, die Börsianer hatten auf einen geringeren Gewinneinbruch gewettet.

(Foto: Foto: ddp)

Hierzu trugen die deutlich kleineren Sparten Turbo und Diesel sowie das Anfang 2009 von Volkswagen übernommene Brasiliengeschäft mit schweren Nutzfahrzeugen bei. Unterm Strich fiel ein Fehlbetrag von 258 Millionen Euro an.

Insgesamt ergaben sich wegen Abschreibungen auf die Beteiligung am schwedischen Konkurrenten Scania sowie Bußgeldzahlungen im Zusammenhang mit der Korruptionsaffäre Sonderbelastungen von 656 Millionen Euro. Hinzu kommen Abschreibungen über 62 Millionen Euro auf den Kaufpreis für das Brasiliengeschäft. MAN hält bei Scania rund 17 Prozent der Stimmrechte sowie eine Option auf weitere drei Prozent.

"Wenig inspirierend"

Die Zahlen wurden im Handel zurückhaltend aufgenommen. Ein Händler sagte in einer ersten Reaktion, operativ hätten die Zahlen sowohl seine als auch die Markterwartungen leicht enttäuscht. Den Ausblick nannte der Händler "wenig inspirierend". Die Aktien starteten an der Börse mit Verlust, drehten dann aber leicht ins Plus.

Der Umsatz ging 2009 vor allem wegen des schwachen Geschäfts mit Nutzfahrzeugen konzernweit um 20 Prozent auf 12 Milliarden Euro zurück. Damit ist den Angaben zufolge eine Umsatzrendite von 4,2 Prozent erzielt worden.

Das Nutzfahrzeuggeschäft ausgenommen, konnten alle anderen Sparten zweistellige Umsatzrenditen erreichen. Bei den Nutzfahrzeugen fiel auf operativer Ebene ein Fehlbetrag von 91 Millionen Euro an. Im Vorjahr hatte MAN mit den Lastwagen und Bussen noch 1,062 Milliarden Euro verdient.

Wegen der gesunkenen Nutzfahrzeugnachfrage hat der Konzern die Produktion stark gedrosselt. Auch im ersten Halbjahr soll an 50 Tagen kurzgearbeitet werden. Die Lagerbestände reduzierte MAN auf unter 6000 Lastwagen. Insgesamt erzielte MAN im vergangenen Jahr wie vorgesehen Kosteneinsparungen von 700 Millionen Euro.

Für das laufende Jahr sieht das neue Management unter Führung von Vorstandssprecher Georg Pachta-Reyhofen keine Verbesserung bei den Nutzfahrzeugen. Im Verlauf des vergangenen Jahres habe sich das Geschäft auf niedrigem Niveau stabilisiert.

Wegweisender Kraftwerksauftrag aus Brasilien

Die neuen Bestellungen gingen nicht nur bei den Nutzfahrzeugen, sondern in allen Bereichen zurück. Die kleineren Sparten Turbo und Diesel verfügen jedoch weiterhin über einen komfortablen Auftragsbestand. Zudem hat der Bereich Turbo im ersten Quartal 2010 einen wegweisenden Kraftwerksauftrag in Brasilien gewonnen, der die Auslastung des Augsburger Werks für rund ein Jahr sicherstellt.

Insgesamt stellt sich der Konzern aber auch in den Sparten Turbo und Diesel auf einen Umsatzrückgang in diesem Jahr ein. Die beiden Geschäftsbereiche sollen im ersten Halbjahr fusionieren. Aus dem gemeinsamen Einkauf, Vertrieb und Service sowie dem Angebot kombinierter Diesel-Turbinen-Kraftwerke verspricht sich das Unternehmen Synergien über rund 60 Millionen Euro. Die Umsatzrendite soll 2010 weiterhin über 8,5 Prozent liegen.

Dividende trotz Verlust

Große Hoffnungen setzt der Konzern in die neuen Märkte. Das Brasiliengeschäft soll sich 2010 weiter positiv entwickeln. Im Frühjahr soll dort eine dritte Schicht eingeführt und damit die Kapazitäten weiter ausgebaut werden. Zudem ist MAN in China beim Marktführer für schwere Lastwagen Sinotruk eingestiegen. Auch in Indien unterhält MAN ein Gemeinschaftsunternehmen.

Trotz des angefallenen Verlusts will der Konzern für das vergangene Jahr eine Dividende von 25 Cent je Anteilsschein zahlen, nach 2,00 Euro im Vorjahr.

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