ThyssenKrupp verkauft Teil der Werft:Ende des Zitterns bei Blohm+Voss

Die jahrelange Hängepartie mit bereits unterschriebenen und dann doch abgesagten Investoren-Verträgen ist vorbei: ThyssenKrupp verkauft den zivilen Teil der Hamburger Werft Blohm+Voss an den britischen Finanzinvestor Star Capital.

Seit drei Jahren schon versucht Thyssen-Krupp, Teile der Hamburger Traditionswerft Blohm+Voss abzustoßen, seit Monaten bangen die Mitarbeiter um ihre Jobs. Nun ist bestätigt, was die Süddeutsche Zeitung bereits am Samstag berichtet hatte: Der Stahl- und Industriegüterkonzern ThyssenKrupp verkauft den zivilen Teil der Hamburger Werft Blohm+Voss an den britischen Finanzinvestor Star Capital.

ThyssenKrupp gibt zivilen Schiffbau bei Blohm+ Voss ab

ThyssenKrupp gibt den zivilen Schiffbau bei Blohm+Voss ab an den britischen Finanzinvestor Star Capital.

(Foto: dapd)

Der Vertrag sei am Sonntag unterzeichnet worden, teilte ThyssenKrupp mit. Das Geschäft müsse noch von den Aufsichtsgremien sowie Wettbewerbs- und Außenwirtschaftsbehörden genehmigt werden. ThyssenKrupp rechnet mit einem Abschluss im ersten Quartal 2012. Zum Preis machte das Unternehmen keine Angaben. Branchenkreisen zufolge liegt er im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich.

Das Essener Unternehmen hatte 2009 bereits Verträge mit dem Investor Abu Dhabi Mar unterzeichnet, doch das Geschäft kam nach einer jahrelangen Hängepartie am Ende nicht zustande.

Star Capital werde das Geschäft mit dem Bau von Megajachten, die Reparaturwerft und die Blohm + Voss-Maschinenbausparte an allen Standorten weiterführen, erklärte der Konzern. Dort arbeiten rund 1500 Beschäftigte, die zuletzt etwa 500 Millionen Euro Umsatz pro Jahr machten. "Für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist mit dem neuen Eigentümer eine wichtige Weichenstellung zur Sicherung der Arbeitsplätze und der Zukunft des Schiffbaus an den Standorten von Blohm+Voss erfolgt", sagte ThyssenKrupp-Werftenchef Hans Christoph Atzpodien.

Das Unternehmen will sich künftig auf den militärischen Schiffbau konzentrieren. Im Konzern bleiben deshalb der U-Bootbauer HDW und die auf Überwasser-Marineschiffe spezialisierte Blohm+Voss Naval sowie eine auf den Marineschiffbau spezialisierte schwedische Werft. Insgesamt beschäftigen sie zusammen rund 3.700 Mitarbeiter. Blohm+Voss Naval werde ähnlich wie ein Anlagenbauer ohne eigene Fertigung am Markt agieren und sich auf die Konzeption der Schiffe, den Einkauf der benötigten Systeme und die Steuerung des Baus konzentrieren. Die eigentliche Fertigung könne dann auf einer Werft im Lande des Bestellers erfolgen, betonte Atzpodien.

Für ThyssenKrupp ist die Trennung von den zivilen Werften ein wichtiger Schritt beim geplanten Konzernumbau. Der Bau von Schiffen ist in Deutschland schwierig geworden, weil Chinesen und Koreaner Frachter mit ähnlich gutem technischen Know-how herstellen und bis zu 20 Prozent billiger sind.

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