Thyssenkrupp:7000 Thyssenkrupp-Mitarbeiter wehren sich gegen "Dieb-Stahl"

Thyssenkrupp: Laut Angaben von Arbeitervertretern haben sich bis zu 7000 Thyssenkrupp-Angestellte in Bochum versammelt, um gegen die Fusionspläne mit dem indischen Tata-Konzern zu protestieren.

Laut Angaben von Arbeitervertretern haben sich bis zu 7000 Thyssenkrupp-Angestellte in Bochum versammelt, um gegen die Fusionspläne mit dem indischen Tata-Konzern zu protestieren.

(Foto: AFP)
  • Tausende Mitarbeiter von Thyssenkrupp demonstrieren gegen den drohenden Stellenabbau.
  • Das Unternehmen will seine Stahlwerke in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem indischen Tata-Konzern auslagern.

Von Benedikt Müller, Bochum

Andreas Sommer trägt seine graue Arbeitskleidung, seine schwarzen Arbeitsschuhe, seinen weißen Helm mit der Lampe über der Stirn. Seit sechs Uhr hätte der 50-Jährige Frühschicht an diesem Freitag, doch in dem Walzwerk in Bochum legen heute alle Stahlkocher die Arbeit nieder. "Diesmal ist es wirklich ernst", sagt Sommer. In seinen 30 Jahren bei Thyssen-Krupp hat er viele Krisen erlebt. "Aber so extrem war es noch nicht."

Das Essener Unternehmen Thyssenkrupp will seine Stahlwerke in ein Gemeinschaftsunternehmen mit dem indischen Tata-Konzern auslagern. Am Mittwoch haben die Partner eine entsprechende Absichtserklärung unterzeichnet. Seitdem sorgen sich Andreas Sommer und seine Kollegen um ihre Arbeitsplätze. Schon in einem ersten Schritt wollen Thyssen-Krupp und Tata bis zu 2000 Stellen in den Stahlwerken streichen, zudem 2000 Arbeitsplätze in der Verwaltung. Und im Jahr 2020, wenn die Ergebnisse der Brexit-Verhandlungen feststehen, sollen erneut alle Produktionsstätten auf den Prüfstand kommen.

"Gegen den Dieb-Stahl"

Nach Angaben der IG Metall haben am Freitag in Bochum 7000 Beschäftigte, Gewerkschafter und Politiker gegen die Pläne der Konzernleitung protestiert. Mit Trillerpfeifen und Transparenten zogen sie vom Tor Süd des Walzwerks in Richtung Innenstadt. "Gegen den Dieb-Stahl", steht auf ihren Plakaten. Bei der Kundgebung am Bochumer Colosseum, wo früher der Eingang des Krupp-Geländes stand, forderten Arbeitnehmer-Vertreter und Politiker den Erhalt der Stahlwerke und Arbeitsplätze in Deutschland.

Das Bochumer Werk gilt als eines, das durch die geplante Fusion der Stahlsparte mit dem Konkurrenten Tata Steel gefährdet sein könnte. Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles warnte das Management vor Schnellschüssen auf Kosten der Mitarbeiter. "Einen Zusammenschluss um jeden Preis darf es nicht geben", forderte die SPD-Politikerin. Die Karten müssten auf den Tisch. Sie verlange eine Standortgarantie. Nahles kritisierte zudem Pläne, den Firmensitz des fusionierten Stahlriesen in die Niederlande zu verlegen. Die IG Metall und Betriebsräte befürchten, dass am Ende ganze Standorte geschlossen werden. "Die Stimmung ist erwartungsvoll aber auch sehr gereizt", sagte der Chef der IG Metall Duisburg-Dinslaken, Dieter Lieske. Hiesinger müsse jetzt die Karten auf den Tisch legen und für Klarheit sorgen.

Andreas Sommer hofft, dass die Arbeitnehmer-Vertreter wenigstens Standort-Garantien für einige Jahre aushandeln werden. Bis zu seinem Renteneintritt hat der 50-Jährige noch 17 Arbeitsjahre vor sich. "Wir Älteren bekommen eher keinen neuen Job mehr", sagt Sommer. Er sorgt sich aber auch um die Zukunft der Auszubildenden und künftiger Lehrlinge.

Thyssenkrupp will sich künftig auf die Herstellung von Aufzügen, Autoteilen und Anlagen konzentrieren. "Ich glaube nicht, dass das der richtige Weg ist", sagt Mitarbeiter Sommer. "Wenn der Konzern keine eigene Stahlsparte mehr hat, muss er den Stahl anderswo einkaufen."

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