Thyssen-Krupp:Sparen und spezialisieren

Hiesinger, chief executive of Germany-based technology holding company ThyssenKrupp AG, addresses the company's annual shareholders meeting in Bochum

Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger weiß, dass Sparen wenig hilft.

(Foto: REUTERS)

Wie der Stahlkonzern Thyssen-Krupp versucht, sich in der Krise zu behaupten. Gegenüber der Konkurrenz aus China reicht ein Sparkurs allein nämlich schon lange nicht mehr.

Von Varinia Bernau, Düsseldorf

In der Höhe weht der Wind kräftiger. Deshalb haben sie bei Thyssen-Krupp erforscht, wie sich der Stahl in Windkraftanlagen so verbauen lässt, dass die Rotoren noch etwas weiter empor ragen. Es ist eine Antwort auf die schwierige Lage in der Branche: Produkte zu entwickeln, die den Bedürfnissen der Kundschaft noch etwas besser entsprechen - und sich so von der Konkurrenz abheben.

In Deutschland ist der Essener Konzern der wichtigste Stahlhersteller, in Europa einer der wenigen, die noch Gewinn machen. Das liegt vor allem am strengen Sparkurs. Aber Konzernchef Heinrich Hiesinger weiß, dass Sparen wenig hilft, wenn die Hersteller von Windkraftanlagen, aber auch von Autos oder Brücken, den Stahl billiger in China kaufen.

In kleinerer Runde rechnet Hiesinger einem vor, dass die Importe zu Dumpingpreisen nicht nur den Prinzipien des fairen Wettbewerbs, sondern auch Europas Kampf für den Klimaschutz widersprechen: Der durchschnittliche Ausstoß von Kohlenstoffdioxid pro Tonne Stahl sei in China um 500 Kilogramm höher als in Europa. Wenn in einem Jahr 30 Millionen Tonnen Stahl importiert werden, entstehen damit auch 15 Millionen Tonnen CO₂, die hiesige Hersteller vermieden hätten.

Nicht einmal ein Fünftel der 160 000 Mitarbeiter starken Belegschaft von Thyssen-Krupp arbeitet in der europäischen Stahlsparte. In den vergangenen fünf Jahren hat der Konzern etwa 1000 Arbeitsplätze in dem Bereich abgebaut. Stahl trägt etwa ein Drittel zum Umsatz bei, die Aufträge gehen zurück. Denn es gibt auch innerhalb von Europa zu viele Hütten. Hiesinger geht davon aus, dass sich einige Hersteller in den nächsten Jahren zusammenschließen. Mit klassischen Übernahmen rechnet er nicht, dafür fehle den Firmen das Geld. Eher werde es Gemeinschaftsunternehmen geben, an denen die Partner, die Wertvolles einbringen, auch größere Anteile halten. Auch deshalb erforschen sie bei Thyssen-Krupp, wie man Stahl noch etwas besser macht.

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