Theo Schöller:Der Eiskönig ist tot

Der Eiskönig, wie er in Nürnberg häufig genannt wurde, ist tot. Mitte vergangener Woche starb Theo Schöller fünf Tage nach seinem 87. Geburtstag in seinem Haus in Nürnberg.

Von Marion Nobbe

Der ehemalige Honorarkonsul der Republik Österreich wird in Franken in einem Atemzug mit Max Grundig und dem Quelle-Gründer Gustav Schickedanz als herausragende Unternehmerpersönlichkeit genannt.

Auf Wunsch des Verstorbenen, der zu Lebzeiten nie viel Aufhebens um seine Person machte, wurde die Öffentlichkeit erst nach der Beerdigung am Montag informiert.

Schlüsselerlebnis

Theo Schöller hatte 1935 ein Schlüsselerlebnis, das sein Unternehmerleben prägte. Im Berliner Varieté Scala schleckte er sein erstes Eis am Stiel - der 18-jährige Sohn eines Möbelfabrikanten war begeistert. Er hatte gerade die Handelsschule absolviert und arbeitete in der Agentur für Kinowerbung seines älteren Bruders Karl.

Er überzeugte den Bruder von seiner süßen Idee und gründete mit ihm zusammen 1937 eine Eiswarenfabrik, die Jopa-Eis in Lizenz herstellte. Die Geschmacksrichtungen Vanille, Schokolade, Erdbeere und Zitrone wurden in Kisten mit Trockeneis gepackt und per Fahrrad mit Hilfsmotor ausgeliefert.

Als die Jopa-Lizenz auslief, schlug 1960 die Geburtsstunde für die Marke Schöller Eiskrem. Ab 1974 gelang mit der Lizenz für Mövenpick-Eis der Sprung in die Premiumklasse. Schöller wurde zum zweitgrößten Eishersteller Europas.

Um die Fabrik im Herbst und Winter auslasten zu können, kam die Lebküchnerei hinzu, unter eigenem Namen und unter der übernommenen Traditionsmarke Haeberlein-Metzger.

Als das Lebkuchengeschäft 1998 an einen Aachener-Printen-Hersteller verkauft wurde, mussten sich die Nürnberger damit trösten, dass wenigstens die Produktion vor Ort blieb.

Anfang der fünfziger Jahre, als Kühlschränke in Privathaushalte einzogen, begann Schöller auch mit der Herstellung von Tiefkühlkost.

Der Vater von vier Kindern, der Zeit seines Lebens von seiner heute 83-jährigen Frau Friedl unterstützt wurde, war Unternehmer mit Leib und Seele. Sein Credo: "Das Glück packen, wenn es vorübergeht".

Vorsichtiger Mensch

Er war aber auch ein vorsichtiger Mensch und verband sein Unternehmen schon sehr früh mit dem Zuckerlieferanten Südzucker, der später die Mehrheit der Schöller-Holding übernahm. Seit Herbst 2001 ist die Nestlé-Gruppe alleiniger Besitzer der Holding.

Als Ehrenbürger Nürnbergs engagierte sich Schöller als einer der größten Mäzene. Er unterstützte das Opernhaus und das Meistersinger-Konservatorium und spendete großzügig für den Erhalt von Baudenkmälern in seiner Heimatstadt, die seiner am Donnerstag in einem Trauergottesdienst in der Lorenzkirche gedenken wird.

Vor zehn Jahren sorgte er mit einer Anschubfinanzierung für den Aufbau der Herzchirurgie in Nürnberg und später auch für ein Zentrum für Altersmedizin.

Er wurde mit Ehrungen jeglicher Art überhäuft. Bis vor wenigen Monaten hat er die Geschäfte seiner beiden Familienstiftungen geführt, die das Erbe antreten werden.

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