The Machine:Alles im Speicher

Der Computerkonzern HPE stellt ein neuartiges Rechnerkonzept vor. Noch nie gab es einen Computer mit einem derart großen einzelnen Hauptspeicher. Das Konzept nennt HPE selbstbewusst "The Machine". Es soll der Rechner der Big-Data-Ära werden.

Von Helmut Martin-Jung

Sie nennen es schlicht und selbstbewusst: The Machine. Es ist ein kühnes Vorhaben und, wie sich zeigt, eines, das einen langen Atem erfordert. Bei seinem Versuch, den Computer sozusagen von Grund auf neu zu erfinden, ist der US-Computerkonzern Hewlett Packard Enterprise (HPE) nun aber einen entscheidenden Schritt weiter. Der Konzern hat am Dienstag einen Computer mit dem bisher größten Hauptspeicher vorgestellt. Um zu verstehen, was das bedeutet, muss man wissen, dass bei gewöhnlichen Computern vieles verlangsamt abläuft, weil erst einmal Daten von dauerhaften Speichermedien in den Hauptspeicher geschaufelt werden müssen. HPE dagegen hat eine Lösung entwickelt, die sie selbst Memory Fabric nennen. "Sie erlaubt es, einen riesigen Speicherpool zu schaffen", sagt Andrew Wheeler, Leiter der HP-Forschungslabors, "und das macht es unnötig, die Daten hin- und herzuschichten." Der erheblich schnellere Hauptspeicher ist also gleichzeitig der Massenspeicher, ist sozusagen zugleich Speicherchip und Festplatte.

Riesige Datenmengen werden nach Mustern durchsucht

HPE nennt diesen Ansatz "speichergetriebenes Rechnen" und peilt damit vor allem den stark wachsenden Markt der Big-Data-Anwendungen an. Dabei werden riesige Datenmengen nach Mustern durchsucht, und je schneller diese durchkämmt werden können, desto besser. Wofür man das braucht? "Das eignet sich zum Beispiel fürs Gesundheitswesen", sagt Wheeler. "Ein solches System, das schnell riesige Datenmengen durchsuchen kann, ermöglicht erst wirklich eine personalisierte Medizin." Die gesamte Gesundheitshistorie der Familie, Behandlungen, die erfolgreich waren, oder genetische Informationen seien so durchsuchbar. "Die Datenbanken wachsen und wachsen." Für die derzeit verfügbaren Systeme sei es noch zu viel, alle diese Informationen in einer vertretbaren Zeit herauszufiltern.

Der jetzige Prototyp der "Machine" enthält bereits gigantische 160 Terabyte Hauptspeicher - zum Vergleich: Ein handelsüblicher Laptop hat acht Gigabyte, also 20 000-mal weniger. Dieser Prototyp könnte 160 Millionen Bücher im Hauptspeicher verfügbar haben und sie in Echtzeit durchsuchen. Und der gesamte Rechner passt in ein Regal, wie sie in Rechenzentren verwendet werden. Zumindest theoretisch lässt sich der Speicher auf bis zu 4096 Yottabytes ausbauen. Darin könnte man alle Daten, die es heute gibt, 1000 Mal speichern.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: