Teures Goldnugget:Alter vor Schönheit

butte nugget

"Diese stückelige, klumpige Güte - wunderschön, oder?" Auktionator David McCarthy über den Goldklumpen Butte Nugget.

(Foto: OH)

Er sieht ein wenig plump aus, wie er da so im Scheinwerferlicht liegt. Warum ein historischer und ziemlich pockennarbiger Goldklumpen einem Sammler 400 000 Dollar wert ist.

Von Kathrin Werner, New York

Es sieht ein wenig plump aus, wie es da so liegt im Scheinwerferlicht. Das Nugget glänzt zwar golden, aber es ist pockennarbig und klumpenförmig, das hässliche Geschwisterchen der fein gestanzten Münzen und des verschlungen gravierten Goldlöffels in der Vitrine. Neben dem Klumpen liegt ein schnöder Zettel: "SOLD". Selbst sein Name klingt schwerfällig: Butte Nugget. Doch der Goldklumpen in all seiner Grobschlächtigkeit war der Star der San Francisco Fall Antiques Show. Kalifornien-Touristen reisten an, um vor dem Antiquitäten-Verkauf noch ein Selfie mit dem Nugget zu schießen. Am Ende hat ein Sammler aus der Gegend mehr als 400 000 Dollar für den 2,75 Kilo schweren und männerhandgroßen Brocken bezahlt.

Es war ein klares Beispiel von Alter vor Schönheit. Mindestens 50 Millionen Jahre alt sei das Nugget, die Sierra Nevada habe es geformt. "So etwas wie das hier begann kristallin vor Millionen von Jahren, wurde dann von seismischer Aktivität und von Eiszeitereignissen und Wasser zerrieben und gehämmert und bekam dann irgendwann diese stückelige, klumpige Güte, die jeder so sehr liebt", sagte David McCarthy, der bei dem Auktionator aus San Francisco für Gold und Münzen zuständig ist, der Lokalzeitung San Francisco Chronicle. "Wunderschön, oder?"

Seit Jahrzehnten schon hat niemand mehr ein Goldnugget in Kalifornien gefunden, das mehr als 2,7 Kilo wog. Würde man es einschmelzen, wäre es gerade einmal rund 85 000 Dollar wert - aber sein Alter und die Verbindung zum historischen Goldrausch in Kalifornien macht es wertvoller. 2011 hatte es in San Francisco schon einmal einen aufsehenerregenden Verkauf eines kalifornischen Nuggets gegeben - bald stellte sich allerdings heraus, dass es aus Australien stammte. Der Deal musste rückgängig gemacht werden.

"Sehr zufrieden mit dem Verkaufserlös"

Gold hat Kalifornien und San Francisco zu dem gemacht, was der Westküsten-Bundesstaat und die Stadt heute sind. Kalifornien trägt den Beinamen "Golden State" und das Football-Team in San Francisco heißt Forty Niners, nach den legendären Goldschürfern aus dem Jahr 1849. Nachdem sich Nachrichten über den ersten Goldfund im Januar 1848 im Land verbreiteten, entwickelte sich der legendäre Goldrausch. San Francisco wuchs von einer kleinen Küstensiedlung mit 200 Einwohnern im Jahr 1846 zu einer Stadt mit 36 000 Menschen sechs Jahre später. Unternehmen mussten schließen, weil die Mitarbeiter lieber Gold schürften. Schiffe lagen still im Hafen, weil alle Matrosen nach Ankunft sofort ihre Posten verließen und Goldgräber wurden.

Von 1854 an übernahm die Industrie den Abbau von Gold, die große Zeit der privaten Goldschürfer war vorbei. Doch noch immer gibt es in einsamen Landstrichen in Kalifornien Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit der Suche nach Gold verdienen. Meist ist es ein bescheidenes Leben, das sie mit vielen klitzekleinen Goldbröckchen finanzieren.

Der Neu-Eigner des Klumpens wollte anonym bleiben, genauso sein Finder. Der Auktionator verriet nicht viel, nur dass der Käufer etwas mehr zahlte als den Mindestpreis von 400 000 Dollar und dass das Nugget aus den Bergen von Butte County stammt, dem Herzen der Goldrauschgegend in Kalifornien. Hier im Central Valley im Norden des Bundesstaats fand man 1859 das berühmte "Dogtown Nugget", einen riesigen, 24,5 Kilo schweren Goldbatzen, den größten Kaliforniens.

Wo genau der glückliche Finder in diesem Juli das pockennarbige Nugget aufstöberte, soll natürlich geheim bleiben, der Mann hofft auf weiteres Glück und fürchtet einen neuen Goldrausch in seinem Revier. "Ich kann aber sagen, dass er sehr zufrieden mit dem Verkaufserlös ist", verriet McCarthy.

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