Teurere Zahnarzt-Behandlungen:Das Kalkül der Kassen

Ja, die neue Gebührenordnung für Zahnärzte führt zu steigenden Kosten für die Patienten. Doch die Schreckenszahlen der privaten Kassen sind alarmistisch und zu hoch. Ihnen geht es nur um die Umsetzung einer alten Forderung.

Charlotte Frank

Die Gebührenordnung, nach der Zahnärzte private Behandlungen abrechnen, ist alt - so alt, dass nicht einmal Standardleistungen wie Kunststofffüllungen darin aufgeführt sind. Diese gab es vor 23 Jahren, als die Gebührenordnung aufgestellt wurde, schlicht noch nicht. Das zeigt, wie überfällig die Reform war. Seit Jahren wurde sie verschleppt und verhindert - denn klar war immer: Sie würde teuer. Ganze 20 Prozent Mehrkosten wird sie verursachen, wollen die privaten Krankenversicherungen nun errechnet haben. Ihr Aufschrei war erwartbar.

'Dental Informa' in Hannover

Die Kosten für Zahnarzt-Behandlungen steigen.

(Foto: ddp)

Die privaten Kassen müssen die Hauptlast der neuen Gebühren tragen; gesetzlich Versicherte bekommen Verteuerungen nur zu spüren, wenn sie Zusatzleistungen in Anspruch nehmen, für die ihre Kasse nicht zahlt - etwa Kunststoff- statt Amalgamfüllungen. Somit werden auch sie unter höheren Kosten leiden, mahnen die privaten Kassen.

Diese Warnung dürfte weniger an einer neuen Sorge um das Wohl gesetzlich Versicherter liegen als an einem durchschaubaren Manöver: Schon lange wollen die privaten Kassen neue Modelle für die Entlohnung von Zahnärzten durchsetzen. Nun können sie den Druck erhöhen.

Konkret kämpfen die Privaten darum, mit Zahnärzten individuelle Preise - und damit auch Preisobergrenzen - aushandeln zu dürfen. Diese Forderung haben sie auch umgehend in der Debatte um mögliche Mehrausgaben ins Spiel gebracht. Sie entspringt dem legitimen Wunsch nach Einsparungen. Sie relativiert aber auch die drastische Prognose von 20 Prozent Mehrkosten. Das Gesundheitsministerium geht von sechs Prozent aus. Eine ehrliche Schätzung dürfte in der Mitte liegen - also weit unter der alarmistischen Rechnung der Kassen.

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