Teuerste Schokolade der Welt:212 Euro für 50 Gramm Schoki

Virus bedroht Kakao-Ernte in Westafrika

Die Kakao-Pflanzen aus den Tiefen des Dschungels in Ecuador könnten die letzten einer alten Art sein.

(Foto: dpa)

Alles lässt sich immer noch teurer verkaufen. Man braucht dafür nur: eine richtig gute Geschichte. Wie ein Amerikaner die kostbarste Schokolade der Welt vermarktet. Ein Lehrstück über Verkäufer-Psychologie.

Von Malte Conradi

Wenn mal wieder von irgendeinem teuersten Allerweltsprodukt die Rede ist, ist das natürlich meistens Quatsch. Dann liegt im Cocktail-Glas eben ein Diamant, oder die Currywurst ist mit Blattgold garniert. Kein großes Kunststück, so etwas für ein paar Tausend Dollar loszuwerden - und kein Ausweis besonderer kulinarischer Kennerschaft, so etwas zu kaufen.

Wenn jetzt aber die teuerste Schokolade der Welt ausgerufen wird, dann steckt dahinter kein Juwelier, der zu jedem Edelstein eine Tafel dazulegt. Wer 260 Dollar (212 Euro) für eine 50-Gramm-Tafel der neuen Sorte To'ak bezahlt, der muss ganz einfach: gerne Schokolade essen. Mitgeliefert wird allerdings - und das dürfte einigen dann doch wieder viel Geld wert sein - eine gute Geschichte.

Alle Zutaten einer Erfolgsgeschichte

Und die geht so: Der heute 36-jährige amerikanische To'ak-Gründer Jerry Toth ging nach der Uni nach Ecuador, um den Regenwald zu retten. (Ganz wichtig für eine lukrative Geschichte: Es darf nicht so aussehen, als sei jemand mit der Absicht gestartet, Geld zu verdienen.) Bald führte ihn ein alter Kakao-Bauer tief in den Dschungel zu einer uralten Plantage. (Kann nie schaden: eine geheimnisvolle Aura.)

So abgelegen war diese Plantage, dass sie unbeschadet die große Kakao-Plage von 1916 überstand, der fast alle anderen Pflanzungen Ecuadors zum Opfer fielen. Weil daraufhin neue, robustere Züchtungen gepflanzt wurden, ist dies womöglich die letzte Plantage, auf der die beste der alten Arriba-Sorten wächst. (Unerlässlich für die Geschichte: äußerste Exklusivität.)

Natürlich ist der Ertrag sehr begrenzt, jedes Jahr gibt es daher nur einige Hundert nummerierte Tafeln. (Ganz alter Trick: Verknappung.) Über Generationen hatten die lokalen Bauern allerdings nichts von ihrem Ausnahme-Produkt, denn die gesamte Kakao-Ernte der Region wurde von großen Aufkäufern vermischt an Massen-Produzenten verkauft. Dank To'ak verdienen die Bauern nun endlich anständig. (Das Sahnehäubchen: ein gutes Gewissen.)

Die Schokolade soll übrigens ziemlich gut schmecken.

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