Tesla:Tesla enttäuscht beim Model 3

Tesla Model 3

Das Model 3 soll der erste Tesla für die Massen werden.

(Foto: dpa)
  • Der E-Autohersteller Tesla kommt bei seinem ersten Fahrzeug für die Massen, dem Model 3, langsamer voran als erhofft.
  • Im dritten Quartal produzierte das Unternehmen nur 260 Fahrzeuge. Gründer Elon Musk hatte im Juli angekündigt, allein im September 1500 Autos herstellen zu wollen.

Von Jan Schmidbauer

Genau drei Monate ist es her, da schickte Elon Musk eine euphorisch klingende Nachricht in die Welt. Der Multimilliardär und Gründer des Elektroauto-Herstellers Tesla stand ja auch kurz davor, eines seiner bislang wichtigsten Projekt in die Tat umzusetzen. Endlich sollten die ersten Exemplare des Model 3 ausgeliefert werden, ein Auto, auf das Fans des Unternehmens seit Monaten warteten. Mehr als 1500 Exemplare des Model 3, so kündigte Musk damals an, sollten im September die Werkshallen verlassen. Und schon im Dezember wolle er die Produktion auf 20 000 Fahrzeuge pro Monat steigern.

Am Montag musste Tesla sein neues Modell nun einem kleinen Faktencheck unterziehen - und der fiel vergleichsweise enttäuschend aus: Tesla hat im dritten Quartal gerade einmal 260 Exemplare seines Hoffnungsträgers produzieren können, ein knappes Fünftel also von dem Wert, den Musk im Juli als Ziel allein für den September ausgab. Wie das Unternehmen mitteilte, seien Startschwierigkeiten und Engpässe in der Produktion verantwortlich für die Probleme. Man wolle die Sache aber "kurzfristig" in den Griff bekommen.

Die Tesla-Aktie reagierte auf die enttäuschenden Zahlen mit Verlusten von zeitweise 1,5 Prozent, später erholte sie sich wieder. Musk hatte mehrfach angedeutet, dass die Produktion des Model 3 eine große Herausforderung wird. Der 46-Jährige hat, wie so oft, einen ehrgeizigen Plan. Schon im kommenden Jahr sollen eine halbe Million Autos die Werkshallen des kalifornischen Autoherstellers verlassen. Die Erwartungen an das Unternehmen sind dementsprechend groß. Mehr als 500 000 Kunden haben ein Model 3 vorbestellt und dafür angezahlt. Tesla will mit dem neuen Fahrzeug erstmals ein Elektroauto für den Massenmarkt anbieten. Das Model 3 ist schon zu Preisen ab 35 000 Dollar erhältlich, das ist etwa die Hälfte vom Startpreis eines Model S, dem Topfabrikat von Tesla.

Die Erwartungen an das günstigere Elektroauto haben wesentlich dazu beigetragen, dass der Börsenkurs des Unternehmens allein in diesem Jahr um 60 Prozent gestiegen ist. Zeitweise war Tesla mehr wert als die größten Autohersteller der USA. Am 10. April überholte Musks Unternehmen sogar General Motors (GM), den bis dato wertvollsten Autokonzern des Landes.

Ausgerechnet die behäbigen Rivalen stellen nun neue E-Auto-Pläne vor

Warum dieses Ereignis so viele Schlagzeilen machte, verrät auch ein Blick auf die Größenordnungen: Tesla produzierte im vergangenen Jahr 84 000 Autos, General Motors mehr als zehn Millionen - das 120-fache. Dennoch ließen sich Anleger eher von der Aufbruchstimmung bei Tesla mitreißen, statt auf Konzerne wie GM zu vertrauen, die den Großteil ihres Geldes mit Verbrennungsmotoren verdienen.

Es gilt auch als Verdienst von Musk, dass die etablierten Autohersteller langsam umsteuern und mehr in die Entwicklung von E-Autos investieren. Während Tesla am Montag seine Anleger enttäuschen musste, verkündeten ausgerechnet die behäbigen Rivalen neue Pläne. So kündigte GM an, innerhalb von fünf Jahren 20 neue E-Auto-Modelle und Brennstoffzellen-Fahrzeuge auf den Markt bringen zu wollen. Ford teilte mit, ein Team für die weltweite Entwicklung von E-Autos zusammengestellt zu haben. Auch die deutschen Autohersteller, die wegen der Dieselaffäre zusätzlich unter Druck stehen, wollen mehr Geld in die Entwicklung von E-Autos investieren. So kündigte VW im September an, bis 2030 jedes seiner Modelle auch mit Elektromotor anzubieten.

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