Tesla:Auf nach Shanghai

Niemand kauft so viele E-Autos wie die Chinesen. Tesla plant eine Gigafabrik in dem Land, um den teuren Zoll zu sparen. Schon jetzt verkauft Tesla viele Autos nach China. Die Führung in Peking hat die Elektromobilität zur Wachstumsbranche erkoren.

Von Christoph Giesen, Peking

Kommt Tesla nun nach China oder nicht? Ganz sicher konnte diese Frage lange Zeit niemand beantworten. Mal hieß es: Auf jeden Fall, das Grundstück in einem Vorort von Shanghai sei schon ausgesucht. Dann wieder machten Gerüchte die Runde, der Elektroautobauer habe das Interesse verloren - die Lage, die Konditionen, ach, alles sei unattraktiv. Nun äußert sich Tesla selbst. In China spreche das Unternehmen derzeit mit den Behörden über den Bau einer Fabrik in Shanghai, kündigte Verkaufsdirektor Robin Ren auf der Aktionärsversammlung in San Francisco an. Konkrete Pläne sollen schon in wenigen Wochen vorliegen.

Das Unternehmen nennt seine künftigen Werke Gigafabrik, weil dort sowohl die Autos als auch die Batterien hergestellt werden sollen, die für den Elektroantrieb nötig sind. Bislang baut Tesla seine Fahrzeuge ausschließlich im Bundesstaat Kalifornien zusammen, die Batterien stellt das Unternehmen in Nevada her. In Kalifornien sollen eigentlich 5000 Model-3-Autos pro Woche vom Band laufen - im April waren es zeitweise nur 2000 Stück. Das Model 3 soll den Durchbruch zum Massenmarkt bringen. Für das Auto, das mit einem Startpreis von 35 000 Dollar erschwinglicher ist als die bisherigen Tesla-Modelle, gibt es schon 400 000 Vorbestellungen. Langfristig sollen in Kalifornien 10 000 Autos pro Monat gefertigt werden.

Die Führung in Peking hat Elektromobilität zur Wachstumsbranche erkoren

Welche Modelle und welche Umfänge in China geplant sind, ist noch unklar. Fest steht nur, dass der chinesische Markt enorm wichtig ist. Die Führung in Peking hat die Elektromobilität zur Wachstumsbranche erkoren und fördert den Absatz emissionsloser Autos kräftig. Im vergangenen Jahr wurden in der Volksrepublik 777 000 Elektrofahrzeuge verkauft, so viel wie nirgendwo sonst auf der Welt. Auch Tesla profitiert davon. 15 Prozent der Tesla-Produktion werden bereits in China verkauft, obwohl kräftige Importzölle anfallen. Derzeit beträgt der Aufschlag 25 Prozent, ab dem 1. Juli sind es immerhin noch 15 Prozent. Mit einem eigenen Werk fallen diese Kosten weg.

Und auch die eigentlich größte Hürde für Autohersteller in China sollte für Tesla kein Problem mehr sein. Seit 1994 mussten ausländische Hersteller in China mit einheimischen Partnern zusammenarbeiten und durften maximal 50 Prozent an den Gemeinschaftsunternehmen halten. Mitte April jedoch verkündete die chinesische Regierung, dass bereits in diesem Jahr ausländische Hersteller bei Elektro- und Hybridfahrzeugen eingeständig agieren dürfen. 2020 soll der Nutzfahrzeugmarkt und 2022 dann der gesamte Pkw-Sektor geöffnet werden. Für Tesla ist das eine große Chance.

Für die etablierten Hersteller wird sich mittelfristig wohl wenig ändern. Der VW-Konzern etwa, der inzwischen vier von zehn Fahrzeugen in China verkauft, lässt in drei Gemeinschaftsunternehmen bauen. Das Joint Venture mit dem staatlichen Hersteller SAIC aus Shanghai läuft bis 2035, an FAW aus Nordchina ist VW bis 2041 gebunden. Die Verträge für das neueste Gemeinschaftsunternehmen, das VW erst kürzlich mit JAC aus Zentralchina zum Bau von Elektroautos gegründet hatte, sehen gar eine Zusammenarbeit bis 2042 vor. Das sind Altlasten, die ein Konzern wie Tesla nicht hat.

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