Tesla:Angriff auf Flügeln

Tesla Motors Inc. Model X SUV Reveal

Tesla-Chef Elon Musk entsteigt einem Modell X, dem Flügeltüren-SUV, der neuerdings neben der Limousine als zweites Modell in Fremont produziert wird.

(Foto: David Paul Morris/Bloomberg)

Tesla stellt endlich sein neues Elektroauto Model X vor - und zielt damit auf die deutsche Konkurrenz. Erste Bestellungen gibt es bereits.

Von Caspar Busse

Schon vom Highway aus ist der riesige Schriftzug zu sehen: "Tesla" steht an der weißen Hauswand. In Fremont, etwa 60 Kilometer südlich von San Francisco, bauen die Amerikaner seit Sommer 2012 Elektrofahrzeuge. Einst wurde die riesige Fabrik mit mehr als fünf Millionen Quadratmetern Büro- und Produktionsfläche gemeinschaftlich von General Motors (GM) und Toyota betrieben, in den besten Zeiten wurden hier eine halbe Million Autos im Jahr hergestellt. Doch irgendwann wollten GM und Toyota dann nicht mehr. Tesla-Gründer Elon Musk übernahm den abgewirtschafteten Standort vor fünf Jahren.

Elon Musk ist mehr Internetunternehmer als Automanager. Mitte der Neunzigerjahre hat er den Bezahldienstleister Paypal gegründet. Und die Millionen, die er mit dem Verkauf seines Unternehmens ans Ebay machte, hat er genutzt, um die nächsten Unternehmen zu gründen. Vor neun Jahren hat er dann den ersten Tesla vorgeführt - und so den etablierten Autokonzernen gezeigt, wie das aussehen kann, ein Elektrofahrzeug, das schnell und trotzdem schön ist. Doch der ganz große Durchbruch lässt bislang auf sich warten. Den soll jetzt das neue Model X bringen - ein elektrisch angetriebenes Geländefahrzeug, kurz SUV. Schon seit Wochen standen überall in den Fabrikhallen Prototypen des Wagens, teilweise unter großen Tüchern verborgen. Fotografieren war strengstens verboten. Um die Einzelheiten des Neulings wurde ein großes Geheimnis gemacht.

Jetzt hat Musk das Fahrzeug in Kalifornien vorgestellt. Er spricht von einem Glanzstück der Ingenieurskunst und fügt an: "Ich denke, wir sind in dem X ziemlich aufgegangen." Der mit Allradantrieb ausgerüstete Wagen bietet insgesamt sieben Passagieren Platz und soll mit vollgeladener Batterie etwa 400 Kilometer weit fahren können. Spektakulär sind die beiden hinteren Flügeltüren, sogenannte "Falcon Wings", die nach oben öffnen. Sie sind mit Sensoren ausgestattet und fahren mit Hilfe eines Gelenks fast senkrecht nach oben, etwa wenn das Fahrzeug in einer engen Parklücke steht. Auf der Fahrer- und Beifahrerseite hat das Model X normale Türen. Dazu kommen eine sehr große Panorama-Windschutzscheibe sowie bewegliche Sitze. "Mit am schwersten zu entwickeln ist ein guter Sitz", meint Musk.

Das neue Modell ist ein frontaler Angriff auf die deutschen Hersteller, die derzeit mit dem Abgas-Skandal des VW-Konzerns zu kämpfen haben. Von weitem erinnert das Tesla-Fahrzeug an einen Q 5 von Audi. Die Amerikaner wollen bei den Premiumkunden der Deutschen wildern. Die Ingolstädter hatten gerade erst in Frankfurt einen Elektro-SUV vorgestellt, dessen Batterie 500 Kilometer weit reichen soll. Aber es handelt sich bisher nur um eine Studie, das Fahrzeug soll erst 2018 kommen.

Der Preis ist ziemlich hoch: Das neue Modell kostet 144 000 Dollar

Für Tesla war das Model X eine lange und schwierige Geburt, die Präsentation verzögert sich immer wieder. Zwei Jahre später als ursprünglich geplant kommt das Fahrzeug jetzt auf den Markt. Es hat einen stolzen Preis und soll bis zu 144 000 Dollar (128 000 Euro) kosten. Eine billigere Variante des X werde es in der Zukunft geben, hieß es. Mit dem Model X, das wie das Model S über eine sehr hohe Beschleunigung verfügt, soll, so die Planung von Konzernchef Musk, der bislang defizitäre Autobauer aus dem Silicon Valley endlich in die Gewinnzone kommen. Für den Wagen gebe es bereits 25 000 Vorbestellungen, sagte Musk bei der Premierenparty vor 5000 geladenen Gästen. Wer jetzt bestellt, muss seinen Worten zufolge acht bis zwölf Monate auf das Auto warten, das ist insbesondere in den USA sehr unüblich.

Insgesamt produziert Tesla damit nun zwei Fahrzeuge in Fremont, dem einzigen Produktionsstandort. Das aktuelle Modell S, eine Oberklasse-Limousine, ist seit 2012 erhältlich. Der Sportwagen Roadster, Teslas erstes Fahrzeug, wird nicht mehr hergestellt. 2015 soll die gesamte Produktion bei 50 000 liegen, 2020 sollen es schon 500 000 sein. Mit dem Model X soll dieses ehrgeizige Ziel geschafft werden. Gleichzeitig plant Musk auch noch eine riesige Batterie-Fabrik in Nevada, die rund fünf Milliarden Dollar kosten soll.

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