Telekommunikation:Kahlschlag bei der Telekom

Die Deutsche Telekom zentralisiert nach SZ-Informationen weitere Geschäftsbereiche. Knapp 5000 Mitarbeiter müssen künftig in einer anderen Stadt arbeiten. Die Gewerkschaften sind empört.

Caspar Dohmen

Tausende Mitarbeiter der Telekom sollen künftig in einer anderen Stadt arbeiten, weil die Telekom mit dem Geschäftskundenvertrieb und der IT-Infrastruktur weitere Geschäftsbereiche zentralisieren will. Alleine im Geschäftskundenvertrieb "werden 113 Standorte in 58 Städten geschlossen", heißt es in einem internem Papier des Gesamtbetriebsrates, welches der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Ein Telekom-Sprecher bestätigte dies am Mittwoch, "betroffen seien 3500 Mitarbeiter". Die Telekom unterhält bislang noch in 114 Städten Vertriebsbüros für Geschäftskunden. Betroffen wären nach SZ-Informationen unter anderem die Städte Trier, Osnabrück, Wiesbaden, Frankfurt/Oder, Würzburg, Münster und Rosenheim.

Drastisch reduzieren will die Telekom zudem die IT-Standorte, von 96 auf fünf Einrichtungen. Dies bestätigte die Telekom. Laut Informationen aus Unternehmenskreisen sind davon 1300 Beschäftigte betroffen. Die Telekom will mit den Maßnahmen ihre Struktur modernisieren. Vielfach würden sehr kleine Büros mit zwei bis zehn Beschäftigten geschlossen, sagte ein Sprecher. Die jetzige Struktur ist für das Telekom-Management ein Relikt aus der Behördenzeit.

Bereits im vergangenen Jahr hatte die Telekom begonnen, die Callcenter zu zentralisieren. Diese Maßnahmen hatte die Telekom trotz des Protests von Gewerkschaften und Lokalpolitikern durchgezogen. Am Montag hatte das Management den Wirtschaftsausschuss über die neuen Maßnahmen informiert, seitdem werden die betroffenen Mitarbeiter in den Regionen informiert. Die Betriebsräte sehen sich durch den Schritt überrumpelt. Man sei "vor vollendete Tatsachen gestellt worden", heißt es in einem internen Schreiben des Gesamtbetriebsrates an die Mitarbeiter.

Zuvor hätten die Arbeitgeber Gespräche im Aufsichtsrat darüber abgeblockt, weil es "sich lediglich um eine operative Maßnahme handelt". Auf Unverständnis stoßen die Maßnahmen auch bei Verdi. "Die Telekom kehrt zu ihrem Konfliktkurs gegenüber den Arbeitnehmern zurück", sagte Verdi-Vorstand Lothar Schröder der Süddeutschen Zeitung. Die Betriebsräte seien von den Maßnahmen überfahren worden und die Beschäftigten würden vor den Kopf gestoßen.

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