Telekom:T-Online verkauft

Die Werbefirma Ströer erwirbt das Internetportal für 300 Millionen Euro. Die Telekom sah in dem Portal mit 25 Millionen Nutzern keine Wachstumschancen mehr. Für die Kunden soll sich dadurch nichts ändern, heißt es.

Von Caspar Busse

Viele bekannte Namen waren als Interessenten für T-Online im Gespräch, Axel Springer zum Beispiel oder Pro Sieben Sat 1. Doch die meisten haben sich zurückgezogen. Seit Ende 2014 versucht die Deutsche Telekom schon, die Seite - noch immer eine der größten Online-Adressen - zu verkaufen. Jetzt gibt es endlich einen Abschluss. Die Werbefirma Ströer, die mit Plakatreklame auf Litfaßsäulen und Buswartehäuschen groß geworden ist, kauft T-Online sowie den drittgrößten deutschen Digitalvermarkter Interactive Media. Die Telekom erhält dafür etwa 300 Millionen Euro, allerdings nicht in bar, sondern in Form von Ströer-Aktien. Damit sind die Bonner künftig mit elf bis 13 Prozent an dem Unternehmen aus Köln beteiligt.

Die Telekom sah in ihrem Konzern keine Wachstumschancen mehr für das Portal mit 25 Millionen Nutzern im Monat, einem Umsatz von 100 Millionen Euro und einem Gewinn von zehn bis 20 Millionen Euro. Zudem habe sich das Geschäftsmodell überlebt, da die Wege der Kunden ins Netz heute nicht mehr über ein Portal liefen. T-Online bleibe auch künftig Plattform für die Mail-Adressen - davon gibt es noch immer rund 30 Millionen - und das Telekom-Kundencenter, hieß es. Für die Nutzer ändere sich nichts, die Dienste liefen auch weiter über die Server der Telekom. Auch die sensiblen Kundendaten blieben im Konzern.

Ströer befindet sich mehrheitlich im Besitz der beiden Gründerfamilien Ströer und Müller. Damit deren Einfluss auch in Zukunft gewahrt bleibt, soll das Unternehmen demnächst in eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) umgewandelt werden. Die Telekom hat sich verpflichtet, die Aktien mindestens zwölf Monate lang zu halten. Bis 2016 will Ströer einen Umsatz von einer Milliarde Euro erreichen, die operative Rendite soll bei bis zu 24 Prozent liegen.

Interactive Media vermarktet unter anderem Seiten wie Autoscout24, Bunte.de und Kicker Online. Mit der Übernahme von T-Online gewinnt Ströer neue Werbeflächen für seine eigenen Inhalte.

Die Telekom hatte selbst mal große Pläne mit T-Online, brachte die Seite 2000 an die Börse, 2005 wurde das wieder rückgängig gemacht. Entstanden war der Dienst aus dem BTX-Angebot der Deutschen Bundespost.

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