Telekom:Obermann für Ricke

Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke hat seinen Rücktritt erklärt. Die Nachfolge scheint bereits geklärt: T-Mobile-Chef René Obermann soll Ricke ablösen.

Telekom-Chef Kai-Uwe Ricke hat dem Druck des Bundesfinanzministeriums und des amerikanischen Finanzinvestors Blackstone nachgegeben und seinen Rücktritt erklärt.

René Obermann; dpa

Wohl der neue Telekom-Chef: René Obermann.

(Foto: Foto: dpa)

Dies teilte das Präsidium des Telekom-Aufsichtsrats am Sonntagabend nach einem Treffen mit, das der Vorsitzende des Gremiums, Klaus Zumwinkel, überraschend einberufen hatte.

Der Erklärung zufolge befasst sich das Plenum des Aufsichtsrats an diesem Montag mit dem designierten Nachfolger Rickes, René Obermann. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung gilt es als sicher, dass der bisherige T-Mobile-Chef gewählt wird.

Nachdem SZ und Bild am Wochenende über den bevorstehenden Rauswurf des Vorstandsvorsitzenden Kai-Uwe Ricke berichtet hatten, ergriff der Aufsichtsratsvorsitzende Klaus Zumwinkel die Initiative. Er hatte zuvor mehrere Monate über Rickes anstehende Vertragsverlängerung geschwiegen.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung führte Zumwinkel am Samstagnachmittag zunächst Gespräche mit dem Bund und dem neuen Großaktionär Blackstone.

Danach lud er Mobilfunk-Vorstand René Obermann, 44, zu einem Gespräch, das mehrere Stunden gedauert haben soll, in den Bonner Post-Tower ein. Zumwinkel wollte Obermann von der Notwendigkeit überzeugen, Ricke umgehend abzulösen und damit das Unternehmen angesichts des Weihnachtsgeschäfts vor weiteren Spekulationen zu bewahren.

Zumwinkel habe Obermann klargemacht, dass es auf jeden Fall zu einem Wechsel an der Spitze des Konzerns kommen werde, um die Telekom mittelfristig wieder auf Erfolgskurs zu bringen, hieß es.

Wenn Obermann die Kandidatur aus Rücksicht auf den ihm nahestehenden Ricke ablehne, um nicht in den Ruf eines "Königsmörders" zu kommen, dann sehe er - Zumwinkel - die große Gefahr, dass ein ausländischer Top-Manager an die Spitze des Konzerns rücken werde.

Dies wolle er aus mehreren Gründen jedoch verhindern. Trotz ihrer zahlreichen Tochtergesellschaften in der ganzen Welt sei die Telekom immer noch ein deutsches Unternehmen. Der Staat ist mit rund einem Drittel beteiligt. Der Telekommunikationsmarkt wurde in den vergangenen Jahren stark liberalisiert. In diesem schwierigen Umfeld strebe der Aufsichtsrat vor allem Kontinuität an.

Lange Zeit waren Finanzchef Karl-Gerhard Eick Ambitionen auf den Chefposten nachgesagt worden. Vor der Aussprache zwischen Zumwinkel und Obermann war dem Vernehmen nach aber bereits auf Vorstandsebene geklärt worden, dass Eick keine Einwände gegen eine Kandidatur von Obermann geltend machen würde und seine Arbeit auch unter dem neuen Chef fortführen wolle. Ob Eick seinen Posten behalten wird, gilt jedoch als offen.

Weitere Veränderungen in der Besetzung des Vorstands gelten als wahrscheinlich. Walter Raizner, Chef der hochdefizitären Festnetzsparte T-Com, steht ebenfalls vor dem Rauswurf. Nach SZ-Informationen soll Raizner mit einigen Wochen Verzögerung dem Umbau der Konzernspitze zum Opfer fallen. Dies soll bei der nächsten planmäßigen Aufsichtsratssitzung am 5. Dezember geschehen. Ungewiss ist auch der Verbleib von T-Systems-Vorstand Lothar Pauly, der von Siemens gekommen war.

Der neue Telekomchef Obermann soll an diesem Montag vom Aufsichtsrat berufen werden. Zumwinkel erwartet eine klare Mehrheit für den neuen Konzernlenker, der als führungsstark gilt. Offenbar hat Zumwinkel den Arbeitnehmervertretern im Aufsichtsrat keine Zugeständnisse dafür machen müssen, dass sie Obermann als Vorstand akzeptieren. Seit Monaten verhandeln Gewerkschaften und Telekom über einen von der Konzernspitze geplanten massiven Arbeitsplatzabbau.

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