Telekom:Netz für eine Million Häuser

Die Deutsche Telekom will eine erste Kooperation für schnelles Internet in ländlichen Gebieten schließen. Kreisen zufolge wollen der Konzern und der norddeutsche Versorger EWE zusammenarbeiten.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Die Deutsche Telekom steht vor ihrer bundesweit ersten Kooperation, um mehr schnelles Internet in ländliche Gebiete zu bringen. Nach Informationen aus Branchenkreisen wollen der Bonner Konzern und der norddeutsche Versorger EWE am Mittwoch eine Zusammenarbeit vereinbaren. Die Partner wollen demnach ein Gemeinschaftsunternehmen für den Glasfaser-Ausbau im Nordwesten Deutschlands gründen, an dem sich beide zu je 50 Prozent beteiligen. Telekom und EWE planen, gemeinsam gut eine Million Haushalte direkt mit Glasfaser zu verbinden.

Bundesweit haben derzeit nur knapp drei Millionen Haushalte einen Glasfaser-Anschluss bis in ihren Keller oder bis in ihre Wohnung. Die Telekom baut die schnellen Leitungen bislang vor allem bis zu den Verteilerkästen in den Straßen aus; die letzten Meter ins Haus legen die Daten über die Kupferkabel zurück, die noch von der Bundespost stammen. Diese Vectoring-Technik ermöglicht zwar mittelschnelles Internet. Sie gilt aber nur als Brücken-Technologie, weil Haushalte und Firmen immer mehr Geräte vernetzen und immer mehr Daten online verschicken.

Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung wollen Telekom und EWE künftig gemeinsam bis zu zwei Milliarden Euro in direkte Glasfaser-Anschlüsse investieren. Ihr Gemeinschaftsunternehmen könnte Mitte nächsten Jahres starten und soll im Nordwesten Deutschlands sitzen.

Der Bonner Konzern will die Zusammenarbeit allerdings an politische Rahmenbedingungen knüpfen. Als früherer Monopolist muss die Telekom bislang Wettbewerber wie 1&1 oder Vodafone in ihr Netz lassen - zu Preisen, welche die Bundesnetzagentur vorgibt. Die Kooperation mit EWE will der Konzern dem Vernehmen nach nur eingehen, wenn neue Glasfaser-Anschlüsse bis in die Häuser künftig nicht mehr der Regulierung unterliegen. Zwar wollen Telekom und EWE ihre schnellen Leitungen auch Dritten öffnen - allerdings zu Marktbedingungen. Die Bundesnetzagentur will im nächsten Jahr entscheiden, wie sie Glasfaser-Netze künftig regulieren wird. Zudem müsste das Bundeskartellamt die geplante Zusammenarbeit wohl prüfen.

Telekom-Chef Timotheus Höttges hatte sich bereits in der vergangenen Woche offen für weitere Kooperationen gezeigt, obwohl regionale Anbieter wie EWE, M-net oder Netcologne dem Konzern in den Städten mächtig Konkurrenz machen. "Ich möchte gerne mit Ihnen zu vernünftigen Rahmenbedingungen kooperieren können", sagte Höttges auf dem Jahreskongress des Bundesverbandes Glasfaseranschluss. Auch die Monopolkommission der Bundesregierung hat sich Anfang Dezember für Glasfaser-Kooperationen ausgesprochen, weil sich dann mehrere Firmen die teure Investition teilen können.

Die EWE mit Sitz in Oldenburg ist vom kommunalen Betrieb Weser-Ems zu einem der größten Versorger in Deutschland aufgestiegen, mit einem Jahresumsatz von 7,6 Milliarden Euro. EWE beliefert Kunden mit Strom, Erdgas - und baut seit einigen Jahren ein eigenes Glasfaser-Netz in Norddeutschland auf.

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