Telekom-Affäre:Zumwinkels Hölzchen

Viele Affären-Geschichten beginnen schrill und werden dann immer ruhiger. Der Telekom-Skandal folgt ganz anderen Gesetzen.

Hans Leyendecker

Der Telekom-Skandal wird nicht langweilig, wie so viele andere Skandalgeschichten, wenn die Zeit an ihnen nagt. Er wird undurchsichtig.

Spitzel-Affäre bei der Telekom

Spitzel-Affäre bei der Telekom: Auf der Suche nach einer undichten Stelle im Konzern wurden Telefonverbindungsdaten von 55 Personen ausgewertet.

(Foto: Foto: dpa)

Jetzt wird bekannt, dass die Telekom einiges über die alte Unternehmensleitung herausgefunden hat. Der frühere Vorstandschef Kai-Uwe Ricke und der ehemalige Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel sollen die Sicherheitsabteilung beauftragt haben, jene Lecks im Unternehmen ausfindig zu machen, durch die Informationen über Telekom-Interna nach außen drangen.

Das ist, auf den ersten Blick zumindest, kein Beleg für die Verstrickung in eine große Ausspäh-Affäre. Es ist das gute Recht jeder Unternehmensführung, Vertrauliches vertraulich zu halten und nach dem suchen zu lassen, der Betriebsgeheimnisse ausplaudert. Nicht einmal Zeitungsmacher finden es gut, wenn über ihre Interna etwas in anderen Blättern steht.

Aber im Fall Telekom wurden bei der Suche nach dem Loch Gesetze verletzt, eine wildgewordene Sicherheitsabteilung ließ heimlich die Telefonverbindungsdaten von 55 Personen auswerten. Das ist der Skandal. Die Energie stand in keinem Verhältnis zum Zweck, und offenbar war die Energie auch kriminell.

Die Frage bleibt: Hat jemand von oben die Handbremse gelöst? Wussten Zumwinkel und Ricke nicht doch von den illegalen Aktionen? Beide bestreiten die Vorwürfe. Früher bezeichneten die Griechen das Stellhölzchen einer Falle als skandalon. Die Fangvorrichtung klappte zu, wenn der Unglückliche in der Falle saß. Zumwinkel und Ricke sitzen derzeit nicht in der Falle. Für beide muss die Unschuldsvermutung gelten.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: