Technik:Mauern und Maschinen

Mit der Hannover-Messe eröffnet die wichtigste Leistungsschau von Maschinen- und Anlagenbau. Doch die Veranstaltung könnte politischer werden als üblich - wegen Donald Trump.

Von Elisabeth Dostert und Angelika Slavik, Hannover

Die Hannover-Messe ist die Leistungsschau der Industrie aus aller Welt. Hier zeigen die Unternehmen, was sie können: Sie präsentieren ihre neuen Entwicklungen und hoffen, Branche, Besucher und vielleicht auch die direkte Konkurrenz zu beeindrucken. In diesem Jahr ist Künstliche Intelligenz (KI) das große Ding - ein eigener Roboter gehört fast schon zum guten Ton. Einen Quantensprung habe diese Technologie in der jüngsten Zeit gemacht, sagte Bundeskanzlerin Angela Merkel am Sonntagabend bei der Eröffnung der Messe. "Aber wie das mit Quantensprüngen so ist, sie finden auch woanders statt." Deutschland habe eine gute Ausgangsbasis, aber müsse sich anstrengen, um mithalten zu können, sagte Merkel - und kündigte an, die Bundesregierung wolle demnächst alle Aktivitäten im KI-Bereich bündeln, um schnelleren Fortschritt zu ermöglichen.

Hannover Messe 2018

Bundeskanzlerin Merkel bei der Eröffnungsfeier der Hannover-Messe.

(Foto: Hauke-Christian Dittrich/dpa)

Außerdem machte Merkel den Unternehmen Hoffnung auf eine steuerliche Förderung von Forschungsausgaben: "Diesmal müssen wir es schaffen." Partnerland der Messe in diesem Jahr ist Mexiko. Und nicht nur deshalb gibt es neben den tollen neuen Robotern noch ein zweites, ein politisches Thema, das die Messe prägt: Die protektionistische Wirtschaftspolitik des US-Präsidenten Donald Trump und sein Vorhaben, an der Grenze zu Mexiko eine Mauer zu bauen. Merkel sprach Trump nicht direkt an, betonte aber "gemeinsame Werte", die Deutschland und Mexiko verbänden: "Wir treten für einen freien Welthandel ein, der auf gemeinsamen Regeln basiert." Deutlicher wurde der Präsident des Maschinenbauverbands VDMA, Carl Martin Welcker. Nationalismus und Protektionismus seien die größten Gefahren für die Industrie, sagte er und ergänzte mit Blick auf Trumps Pläne: "Egal, ob echte oder virtuelle Mauern, jeder verliert."

Insgesamt hat die Branche dennoch wenig Grund zur Klage, wie aus dem jüngsten "Maschinenbaubarometer" des Beratungsunternehmens Ernst & Young (EY) hervorgeht. Demnach fuhren die deutschen Hersteller von Maschinen und Anlagen 2017 Rekordumsätze ein: Die Erlöse stiegen um gut vier Prozent auf knapp 238 Milliarden Euro, das ist der vierte Anstieg in Folge. Auch die Beschäftigung erreichte der Studie zufolge mit 954 000 Mitarbeitern einen Rekordwert.

Hannover Messe 2018

Leistungsschau: Auf der Hannover Messe gibt es auch diesen 3-D-Scanner eines deutschen Herstellers zu sehen.

(Foto: Julian Stratenschulte/dpa)

Dabei habe die Geschäftsentwicklung 2017 eigentlich unter keinem guten Stern gestanden, sagt EY-Experte Stefan Bley: Geopolitische Unsicherheiten, die bevorstehende Steuerreform in den USA oder eben protektionistische Tendenzen hätten den Verkäufen bislang allerdings nichts anhaben können. In diesem Jahr erwartet die Branche noch bessere Geschäfte: Zwei Drittel der Unternehmen bewerten ihre aktuelle Geschäftslage als gut.39 Prozent rechnen für die kommenden sechs Monate sogar mit einer noch besseren Geschäftslage. Den positiven Ausblick knüpft Bley an die Bedingungen, dass der Handelskonflikt zwischen den USA und China sich nicht auf die Europäische Union ausweite. "Für den deutschen Maschinenbau wären Exportbeschränkungen und höhere Zölle fatal", sagt Bley. Die Abhängigkeit der deutschen Hersteller von Auslandsmärkten habe 2017 noch zugenommen. Die Exportquote stieg von 62 auf 63 Prozent und war damit so hoch wie nie. Gut jeder dritte Euro wird mit Ländern der Euro-Zone erwirtschaftet. Größter Abnehmer sind mit Maschinen und Anlagen im Wert von 19 Milliarden Euro die USA vor China, das für 17,8 Milliarden Euro einkauft.

Als größte Gefahr betrachten die Unternehmer allerdings den Fachkräftemangel. Er plagt den gesamten Mittelstand. Bley: "Auf dem Arbeitsmarkt sind kaum noch ausgebildete Fachkräfte verfügbar." Der Mangel begrenze das Wachstum. Nach Angaben des VDMA stieg die Zahl der offenen Stellen im Maschinenbau im Herbst 2017 auf 10 700 Stellen, das waren 50 Prozent mehr als im Vorjahr. Die tatsächliche Nachfrage dürfte aber mindestens doppelt so hoch sein, heißt es beim VDMA: Oft würden die Unternehmen offene Stellen nicht melden, weil sie nicht glaubten, über die Arbeitsämter geeignete Mitarbeiter zu finden.

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