Tarifstreit:Die Bahn bessert nach

Bahn-Chef Mehdorn hat der Lokführergewerkschaft ein neues Angebot unterbreitet. Wie der "Nachschlag" aussieht, wollen beide Tarifparteien nicht verraten. Bis Montag soll auf Streiks verzichtet werden.

"Wir haben ein Angebot bekommen und werden das bewerten", sagte GDL-Sprecherin Gerda Seibert am Mittwoch in Frankfurt. Danach werde sich ihre Gewerkschaft inhaltlich dazu äußern. Die Prüfung werde allerdings bis Anfang nächster Woche dauern. Dann werde das Angebot dem Hauptvorstand vorgelegt. Während der Prüfung werde es keine weiteren Streiks geben.

Die Bahn erklärte, es handele sich um "ein deutlich verbessertes Angebot". Das Unternehmen nannte aber ebenso wie die GDL keine Details. Zum Inhalt der Offerte sei Stillschweigen vereinbart worden. Bahnchef Hartmut Mehdorn erklärte lediglich: "Wir sind ab sofort jederzeit und an jedem Ort zu Verhandlungen bereit."

Zuvor hatten die Bahn-Chefs und die Lokführergewerkschaft ihre Tarifgespräche vom Dienstag an einem unbekannten Ort fortgesetzt. Nach Angaben des stellvertretenden GDL-Vorsitzenden Günther Kinscher hatten die Positionen zu Beginn der Gespräche noch weit auseinander gelegen.

Konkurrenzparteien wollen profitieren

Die GDL hat mit einem unbefristeten Ausstand im Personen- und Güterverkehr gedroht, sollte das Unternehmen kein verhandlungsfähiges Angebot vorlegen. Die Gewerkschaft verlangt für das Fahrpersonal einen eigenständigen Tarifvertrag sowie Gehaltssteigerungen im zweistelligen Bereich. Die anderen Gewerkschaften haben bereits Nachforderungen angekündigt, falls die Lokführer einen höheren Abschluss erreichen als sie.

Der Chef des GDL-Bezirks Nordrhein-Westfalen, Frank Schmidt, zeigte sich im WDR optimistisch. Er habe von GDL-Chef Manfred Schell erfahren, dass man frohen Mutes sei: "Und man denkt, man ist auf einem guten und richtigen Weg." Bei einem verhandlungsfähigen Angebot der Bahn könne er sich "auch vorstellen, dass man dann unter Umständen auch sehr, sehr schnell zu einem Abschluss kommen kann".

Die GDL hatte seit langem ein neues Angebot als Vorbedingung für Verhandlungen gefordert, in deren Verlauf eine Friedenspflicht gelten würde. Streiks wären dann nicht möglich. Die Gewerkschaft will deutlich mehr Lohn und einen eigenständigen Tarifvertrag.

Mehdorn, Personalvorstand Margret Suckale und Schell waren bereits am Dienstagvormittag zusammengekommen.

Auch Transnet-Chef Norbert Hansen verlangte ein neues Angebot der Bahn-Führung und drohte ebenfalls mit Streiks. "Auch wir haben Forderungen seit Monaten, die berücksichtigt werden müssen und die wir notfalls mit einer weiteren Arbeitskampfsituation durchsetzen können. Und ich möchte das gerne vermeiden", sagte Hansen dem Nachrichtensender n-tv.

Er habe am Morgen ein kurzes Gespräch mit Mehdorn und Suckale geführt und sie eindringlich aufgefordert, endlich ein Angebot zu machen. "Bisher haben wir nur die vage Aussage, dass man einen dreistelligen Millionenbetrag ausgeben will für eine Verbesserung des Bezahlungssystems. Das muss konkretisiert werden, und ich erwarte noch in dieser Woche entsprechende Angebote", sagte er.

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