Tarifstreit bei der Lufthansa:Flugbegleiter-Streiks treffen 43.000 Passagiere

Die "Nadelstiche" der Flugbegleiter zeigen Wirkung. Deutschlands größte Airline muss mehr als 300 Flüge streichen. Die Streiks in München dauern noch bis Mitternacht - auch am Mittwoch wird sich der Flugverkehr noch nicht normalisiert haben. Ein Ende des Konflikts ist nicht in Sicht: Die Gewerkschaft Ufo droht mit flächendeckenden Streiks.

Die Flugbegleiter der Lufthansa haben mit ihrer zweiten Streikwelle die Flugpläne an den großen deutschen Flughäfen ordentlich durcheinandergewirbelt (hier der Liveticker zum Nachlesen). Europas größte Airline musste knapp 350 Flüge streichen. Von dem neuerlichen Streik seien mindestens 43.000 Passagiere betroffen, sagte die Lufthansa. Die gestaffelten Streiks der Kabinengewerkschaft Ufo in Berlin, Frankfurt und am Nachmittag auch in München zeigten damit deutlich mehr Wirkung als die erste Welle.

Erneut mussten Tausende Passagiere umsteigen, Wartezeiten auf sich nehmen oder konnten die Flugreise gar nicht erst antreten. Auch erste Verbindungen für den Mittwoch wurden bereits gestrichen. In Frankfurt und Berlin fielen rund die Hälfte der in der Streikzeit geplanten Kurz- und Mittelstreckenflüge aus. In Frankfurt wurde außerdem jeder dritte Interkontinentalflug abgesagt, in München sogar jeder zweite.

An rund 18.000 Passagiere verschickte die Lufthansa Hinweise per SMS - dennoch bildeten sich bereits früh am Morgen lange Schlangen an den Umbuchungsschaltern in Berlin wie auch im Frankfurter Terminal 1. Lufthansa kritisierte die Streiks heftig: "Das hat nichts mehr mit Nadelstichen zu tun", sagte Konzernsprecher Klaus Walther. "Das sind Nackenschläge oder Faustschläge ins Gesicht unserer Kunden. Hier streikt eine Gewerkschaftsführung gegen die Kunden. Und das kann nicht sein", so Walther.

Ufo-Chef Nicoley Baublies hatte die Streiks als "Nadelstiche" bezeichnet und mit flächendeckenden 24-Stunden-Ausständen gedroht, falls sich die Lufthansa nicht bewege. "Wir werden heute am frühen Abend ankündigen, wann es flächendeckende Streiks geben wird", sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies.

Walther forderte die Gewerkschaft seinerseits erneut auf, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren, den Ufo verlassen habe. Er könne auf Arbeitgeberseite "keinerlei Anzeichen für ein Einlenken erkennen", sagte hingegen der Verhandlungsführer der Ufo, Dirk Vogelsang. "Im Moment sieht es sehr, sehr schwierig aus", der Ton werde schärfer. Es sei jetzt Aufgabe der Lufthansa, Bewegung in den festgefahrenen Tarifstreit zu bringen.

Die Gewerkschaft hat in den seit 13 Monaten andauernden Verhandlungen nach drei Jahren Nullrunden neben fünf Prozent höheren Entgelten unter anderem das Ende der Leiharbeit und Schutz gegen die Auslagerung von Jobs verlangt. Lufthansa plant hingegen mittelfristige Einsparungen bei den Personalkosten. An der Einführung einer konzerninternen Billigtochter hält das Management fest. Ein erstes Angebot des Unternehmens sah Gehaltssteigerungen um 3,5 Prozent vor.

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