Tarifrunde:IG Metall entscheidet Freitag über Streiks

Verhandlungen zwischen Industrie und Gewerkschaft sind gescheitert. Schon nächste Woche könnte es zu 24-Stunden-Streiks kommen.

Von Detlef Esslinger

Im Tarifkonflikt der Metall- und Elektroindustrie will der Vorstand der IG Metall an diesem Freitag entscheiden, wie es weitergeht. Möglicherweise wird er für die kommende Woche zu 24-Stunden-Streiks in mehreren Betrieben aufrufen; beschlossen ist dies jedoch noch nicht. Am Donnerstag berieten bundesweit die Großen Tarifkommissionen über die Lage. In Baden-Württemberg erklärte anschließend der dortige Bezirksleiter Roman Zitzelsberger, "eine weitere Eskalation" könne nicht im Sinne der Arbeitgeber sein. "Vorbereitet sind wir natürlich auf alle Szenarien."

Am Mittwoch hatte Zitzelsberger zusammen mit Vertretern des baden-württembergischen Arbeitgeberverbands Südwestmetall in Böblingen versucht, ein Pilotabkommen auszuhandeln, das dann auf ganz Deutschland übertragen worden wäre. Nach sieben Stunden wurden die Gespräche jedoch abgebrochen. Danach gab es zwar Erklärungen mit Schuldzuweisungen an die Gegenseite, jedoch bemühten sich die Kontrahenten um einen gemäßigten Ton. IG-Metall-Bezirksleiter Zitzelsberger warf den Arbeitgebern vor, "in den für uns entscheidenden Arbeitszeitfragen" hätten sie "alle bisherigen relevanten Teilergebnisse zurückgenommen". Was er damit konkret meinte, wollte die IG Metall jedoch auch auf Nachfrage nicht beantworten. Zitzelsberger sagte, die Arbeitgeber ignorierten 280 000 Warnstreikende in Baden-Württemberg. "Sinnvoll ist das nicht." Bundesweit haben nach Angaben der IG Metall 930 000 Arbeitnehmer an Warnstreiks teilgenommen.

Die Arbeitgeber bestritten, irgendwelche Zusagen wieder einkassiert zu haben. Ihr Verhandlungsführer Stefan Wolf warf seinerseits der Gewerkschaft vor, "in zentralen Fragen" Bedingungen formuliert zu haben, "die für unsere Betriebe nicht zumutbar wären". Auch er weigerte sich aber auf Nachfrage, konkret zu werden. Erfahrungsgemäß haben allgemein gehaltene Vorwürfe entweder den Zweck, sich als unnachgiebige Verhandler zu inszenieren - oder sich die Möglichkeit offen zu halten, später in einzelnen Punkten nachzugeben, ohne als Umfaller dazustehen. Die Verhandlungen scheitern bisher an der Forderung der IG Metall, dass die Arbeitnehmer ein Recht auf eine 28-Stunden-Woche bekommen und die Arbeitgeber dies bezuschussen sollen.

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