Lokführer-Streik:Zwei von drei Fernzügen fallen aus

  • Die Gewerkschaft GDL streikt: Am Mittwoch um 14 Uhr legen die Lokführer bei der Deutschen Bahn für 14 Stunden die Arbeit nieder. Schon am Morgen fallen aber viele Verbindungen aus.
  • GDL-Chef Weselsky kritisiert, die Deutsche Bahn verweigere inhaltliche Tarifverhandlungen. Bahn-Personalvorstand Weber wirft der GDL Machtgier vor.
  • Die Bahn kündigt an, dass zwei Drittel der Fernzüge ausfallen werden.

14 Stunden Streik

Bei der Deutschen Bahn treten die Lokführer an diesem Mittwoch wieder bundesweit in den Streik. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) rief sie am Dienstagabend auf, für 14 Stunden die Arbeit niederzulegen. Bereits seit Mitternacht gilt ein eingeschränkter Fahrplan im Fernverkehr - zahlreiche Züge fallen aus. Seit 9 Uhr ist auch für den Nahverkehr ein Ersatzfahrplan in Kraft. Mit einem zweiten Notfahrplan versucht die Bahn, die Auswirkungen des angekündigten Lokführerstreiks weiter zu mildern. "Ab Mittwochmorgen fahren nicht nur die Züge des Fernverkehrs nach einem Ersatzfahrplan, ab neun Uhr gibt es auch im Regionalverkehr einen eingeschränkten Fahrplan", sagte Bahn-Sprecher Matthias Franke am Mittwochmorgen. Insgesamt sollen am Mittwoch zwei Drittel der Fernzüge ausfallen, sagte ein Bahnsprecher später. Der eigentliche Streik soll um 14 Uhr beginnen. Dann sollen flächendeckend die Züge stehen bleiben - im Fern- und Regionalverkehr wie auch bei den S-Bahnen.

Aktuelle Informationen über Fahrplanänderungen und Zugausfälle stellt die Deutsche Bahn hier bereit.

Störungen auch am Donnerstag

Um vier Uhr am Donnerstagmorgen soll der Ausstand beendet werden. Die Notfallfahrpläne am frühen Mittwochmorgen sollen verhindern, dass es dann noch zu Einschränkungen kommt. Die Bahn habe so geplant, dass zu Beginn des 14-stündigen Streiks nicht überall Züge an Bahnsteigen stehen, die dann nachts nicht gewartet werden können. "Ziel ist, morgen zu Betriebsbeginn überall planmäßig zu fahren", sagte der Sprecher. Betroffen sind der Fern- und Regionalverkehr ebenso wie S-Bahnen und der Güterverkehr. Es wird auch zu größeren Beeinträchtigungen bei der S-Bahn in München und anderen Städten kommen.

GDL-Kritik an Deutscher Bahn

Die Deutsche Bahn verweigere inhaltliche Tarifverhandlungen mit der GDL, kritisierte der Vorsitzende Claus Weselsky - ein Vorwurf, den die Bahn erst am Dienstag zurückgewiesen hatte. "Die DB verlangt von uns tatsächlich, dass wir die Füße stillhalten, bis wir gesetzlich abgeschafft werden", sagte Weselsky.

Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber hat der Lokführergewerkschaft GDL angesichts des erneuten Streiks Machtgier vorgeworfen. "Die GDL will nicht zusammenarbeiten - mit niemandem. Sie stellt Machtgelüste über vernünftiges Verhandeln", erklärte Weber am Mittwoch. Normalerweise werde erst geredet und dann gestreikt. Die GDL stelle dieses Prinzip auf den Kopf. Für Mittwochabend und Donnerstagmorgen seien vertrauliche Gespräche verabredet gewesen. "Diese Chance wird durch den Streik mutwillig vertan", erklärte Weber.

Auch der Fahrgastverband "Pro Bahn" hat schwere Vorwürfe gegen die streikenden Lokführer erhoben. "Es wird immer offensichtlicher, dass es der Gewerkschaft GDL vorwiegend um die Ausweitung ihres Machtbereichs geht und nicht um tarifliche Forderungen", sagte Pro Bahn Bundessprecher Gerd Aschoff. "Und das macht die GDL mit Mitteln, die nicht mehr nachvollziehbar sind." Die Lokführergewerkschaft agiere zunehmend "auf dem Rücken der Fahrgäste", sagte Aschoff. Wegen der kurzen Vorwarnzeiten hätten viele Fahrgäste keine Chance, sich auf die Einschränkungen im Bahnverkehr einzustellen.

Die Forderungen der GDL

Erst in der Nacht zum Mittwoch vergangener Woche hatte ein neunstündiger Streik den Bahnverkehr gelähmt und auch tagsüber noch zu zahlreichen Verspätungen und Ausfällen geführt. Die GDL verlangt für die Beschäftigten fünf Prozent mehr Geld und zwei Stunden weniger Wochenarbeitszeit. Sie will zudem auch für das übrige Zugpersonal verhandeln. Die Bahn will verhindern, dass die Lokführergewerkschaft auch für Zugbegleiter, Bordgastronomen und Disponenten verhandelt und so in Konkurrenz zur Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft tritt. Das Unternehmen fürchtet konkurrierende Tarifverträge.

Fernbusse und Autovermieter profitieren

Indes profitieren die Anbieter anderer Reisemittel von den Streiks. Wegen Hunderter Zugausfälle infolge des Arbeitskampfes setzen sich derzeit Berufspendler und Reisende in Fernbusse. "Die Buchungen steigen spürbar zwischen zehn und 20 Prozent an", sagte Matthias Schröter, Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer. In einer solchen Situation hätten die Fernbus-Anbieter immer einen größeren Zulauf. Auch Mietwagen sind am Streiktag rar. "Hier ist nichts mehr zu haben", sagte ein Mitarbeiter am Europcar-Schalter im Hauptbahnhof von Hannover. Auch beim Konkurrenten Sixt gab es schon morgens in der ganzen Stadt keine Wagen mehr zu mieten.

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