Tarifkonflikt bei der Deutschen Bahn:EVG verzichtet auf Bahnstreiks

  • Die angedrohten Warnstreiks im Bahnverkehr sind zunächst abgewendet. Kurz vor Ablauf einer Frist hatte die Bahn eine wichtige Forderung der Gewerkschaft EVG erfüllt.
  • Bei der jüngsten Auseinandersetzung ging es um Abschlagszahlungen auf den ausstehenden Tarifabschluss. Bahnangestellte sollen nun einen Vorschuss ausgezahlt bekommen.
  • In einem langwierigen Tarifkonflikt verhandelt die Deutsche Bahn in getrennten Gesprächen mit den konkurrierenden Gewerkschaften EVG und GDL.

Streiks abgewendet

Kunden der Deutschen Bahn können aufatmen - die angedrohten Warnstreiks sind vorerst abgewendet. Nach einem Einlenken des Konzerns erklärte die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), sie werde zunächst nicht zu Ausständen aufrufen. Die Bahn sagte eine von der Gewerkschaft geforderte Abschlagszahlung an die Mitarbeiter in Vorgriff auf den ausstehenden Tarifabschluss zu. "Wir haben uns durchgesetzt", erklärte der EVG-Vorsitzende Alexander Kirchner.

Die Gewerkschaft hatte seit Dienstag mit Warnstreiks gedroht und die Bahn zu den Abschlagszahlungen aufgefordert. Dazu hatte das Unternehmen ein Ultimatum bis Freitagnachmittag um 16 Uhr gesetzt. Wenige Stunden vor Ablauf der Frist erklärte die Bahn, sie werde ihren Mitarbeitern den verlangten Vorschuss auf den Tarifabschluss zahlen.

Vorschuss-Zahlungen auf den Tarifabschluss

Angestellte in den Bereichen Eisenbahnverkehr und Infrastruktur bekommen nun jeweils 750 Euro. Für den Dienstleistungsbereich, dessen Tarifverträge erst später ausgelaufen waren, seien es 300 Euro. Nachwuchskräfte bekommen den Angaben zufolge jeweils 46 Prozent der Zahlungen für ihren Unternehmensbereich.

Die Forderungen der EVG seien damit erfüllt, erklärte Kirchner kurze Zeit später. "Der zu zahlende Abschlag wird auf den Tarifabschluss angerechnet und es gibt keine Ungleichbehandlung", betonte er. Nun müsse die Bahn "zügig" in die eigentlichen Verhandlungen für eine Lohnerhöhung eintreten. Kirchner bekräftigte die Forderung seiner Gewerkschaft nach sechs Prozent mehr Lohn, mindestens aber 150 Euro im Monat.

Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber erklärte, für Arbeitskämpfe "gab und gibt es nicht den geringsten Anlass". Vielmehr sei nun der Weg frei, "in aller Sachlichkeit" über noch offene Fragen der "komplizierten Tarifrunde" zu sprechen.

Komplizierte Verhandlungen an zwei Fronten

Einen neuen Gesprächstermin beider Seiten gibt es der Deutschen Bahn zufolge noch nicht. In dem langwierigen Tarifkonflikt verhandelt die Bahn jeweils separat mit der EVG und der konkurrierenden Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL), nachdem sich die drei Parteien nicht auf die Modalitäten für gemeinsame Gespräche einigen konnten.

Die Bahn strebt trotzdem Tarifabschlüsse an, die für gleiche Berufsgruppen gleiche Bedingungen vorsehen. Mit der GDL werden die Verhandlungen am Montag fortgesetzt. In der neunten Verhandlungsrunde am Mittwoch hatten beide Seiten eine im Dezember getroffene Abmachung über eine Einmalzahlung unterzeichnet. Im vergangenen Jahr hatte die GDL mehrfach gestreikt und teils tagelang den Zugverkehr stark beeinträchtigt. Die EVG hingegen hat bisher nicht zu Arbeitsniederlegungen aufgerufen.

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