Tagesgeld:Ein Miniplus bleibt übrig

Tagesgeld: *Vereinfachte Berechnungen. Anstieg der Verbraucherpreise im Untersuchungszeitraum (Juli 2016 gegenüber Juli 2015): 0,4 Prozent. SZ-Grafik; Quelle: Udo Keßler , Düsseldorf und FMH-Finanzberatung, Frankfurt.

*Vereinfachte Berechnungen. Anstieg der Verbraucherpreise im Untersuchungszeitraum (Juli 2016 gegenüber Juli 2015): 0,4 Prozent. SZ-Grafik; Quelle: Udo Keßler , Düsseldorf und FMH-Finanzberatung, Frankfurt.

Immer mehr Anleger parken ihr Erspartes auf privaten Tagesgeldkonten. Eine Studie zeigt jetzt: Obwohl die Zinsen stark gesunken sind, ließ sich das Geld auch nach Abzug der Inflation bei den besten Anbietern vermehren.

Von Thomas Öchsner, Berlin

Ob Waschmaschine, Auto oder neue Wohnzimmergarnitur - wer sich etwas Größeres leisten und dafür keine Schulden machen will, muss ein finanzielles Polster haben. Die Bundesbürger parken auch deshalb von Jahr zu Jahr mehr Geld, obwohl Banken und Sparkassen immer weniger Zinsen zahlen. Auf privaten Giro- und Tagesgeldkonten türmen sich nach Angaben der Bundesbank mittlerweile gut 900 Milliarden Euro, mehr als doppelt so viel wie im Herbst 2008, als die Finanzkrise ausbrach.

Gut die Hälfte davon dürfte auf Tagesgeldkonten liegen. Dort sind Minizinsen von 0,01 bis 0,05 Prozent mittlerweile alltäglich. Selbst die besten Anbieter zahlen ihren Stammkunden nur noch Zinssätze zwischen 0,25 und 0,65 Prozent. Ob sich das Geldparken für Anleger lohnt, hängt jedoch nicht nur vom Zinssatz ab, sondern auch von der Höhe der Inflationsrate. Die entscheidet darüber, was vom Tagesgeld nach der Geldentwertung übrig bleibt und was sich der Bankkunde davon kaufen kann. Nun zeigt eine neue Studie des Düsseldorfer Finanzexperten Udo Keßler in Zusammenarbeit mit der FMH-Finanzberatung in Frankfurt: Bei Top-Tagesgeldanbietern ließ sich in den vergangenen zwölf Monaten auch nach Abzug der Teuerungsrate noch ein positives Ergebnis erzielen. So blieben dort von 10 000 Euro inflationsbereinigt bis zu 36 Euro Zinsen übrig. Bei 13 von 56 untersuchten Tagesgeldkonten lag der Durchschnittszins von Anfang August 2015 bis Ende Juli 2016 zumindest noch über der Inflationsrate, die sich im untersuchten Zeitraum um 0,4 Prozent erhöhte. Keßler, der früher bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen tätig war, berücksichtigte bei seinem Vergleich nur Banken mit deutscher Einlagensicherung, die als besonders sicher gilt. Bei Genossenschaftsbanken und Sparkassen ist dann Tagesgeld zu 100 Prozent abgesichert, bei fast allen privaten Banken pro Kunde zumindest in Millionenhöhe.

Die Studie enthält nun zwei Vergleiche: Beim ersten untersuchte Keßler die 20 Direktanbieter im Internet, die in der Regel nur online zu erreichen sind, also keine Filialen betreiben. Hier schnitt Cosmos Direkt am besten ab. Der Versicherer vergütete das Tagesgeld von Anfang August 2015 bis Ende Juli 2016 mit durchschnittlich 0,76 Prozent. Derzeit liegt der Zinssatz nur noch bei 0,55 Prozent.

Je höher das Guthaben, desto niedriger sind bei vielen Banken die Zinsen

Deutlich dahinter folgen auf Platz zwei und drei die HKB Bank und die pbbdirekt (Tabelle). Der Marktführer bei den Tagesgeldkonten in Deutschland, die ING-Diba, belegt mit einer Durchschnittsverzinsung von 0,51 Prozent den fünften Rang. Auch dieses Institut hat die Zinsen wie viele andere Banken weiter gesenkt. Bestandskunden (nicht Neukunden) erhalten hier noch 0,35 Prozent.

Insgesamt erzielten die Anleger bei zwölf Direktbanken auch unter Berücksichtigung der Inflation ein Plus. "Angesichts der niedrigen Teuerungsraten kann es also durchaus sinnvoll sein, auf Tagesgeldkonten zu setzen", sagt Keßler.

Manche Kunden legen jedoch immer noch Wert darauf, in eine Filiale hineingehen zu können, weil sie ihre Bankgeschäfte nicht über das Internet abwickeln wollen. Der Finanzexperte hat deshalb in einem zweiten Vergleich die Tagesgeldkonditionen von mehr als 30 Banken mit Filialnetz in 15 Städten ausgewertet. Diese Niederlassungen kosten Geld, deshalb sind die Zinssätze für Sparanlagen von Filialbanken in der Regel niedriger als bei Direktbanken. So verschaffte bei diesem Vergleich nur die PSD-Bank München ihren Kunden ein reales Plus. Bei einem durchschnittlichen Zinssatz von 0,48 Prozent blieb auch nach Abzug der Inflationsrate ein Mini-Gewinn von acht Euro übrig, es bleiben somit 10 008 Euro.

Die PSD-Bank hat ihren Sitz in Augsburg und betreut von dort aus eine Filiale in München. Die Stadtsparkasse München, die ein weit verzweigtes Filialnetz in der Landeshauptstadt zu unterhalten hat, kann bei diesen Zinssätzen nicht mithalten. Die PSD-Bank in München vergütete exakt 48mal so viel Zinsen wie die Stadtsparkasse. Dort wurden nach Abzug der Teuerungsrate aus 10 000 Euro 9961 Euro.

In 33 von 36 Fällen reichten die Zinsen der Filialbanken allerdings nicht aus, die niedrige Inflationsrate auszugleichen. Besonders schwach schneiden hier laut der Untersuchung neben den Sparkassen die überregional aktiven Institute ab, wie die Commerzbank, Postbank oder Targobank.

Keßler rät Sparern, sich genau zu überlegen, welches Institut für sie attraktiv ist. Dabei sollten sie auch berücksichtigen, dass der Test auf einer Anlagesumme von 10 000 Euro basierte. Bei vielen Banken hängt der Zinssatz allerdings von der Höhe des Guthabens ab. Dabei gilt der Grundsatz: Je höher die geparkte Summe, desto niedriger sind die Zinsen. Bei der ING-Diba gibt es die 0,35 Prozent Zinsen und glatte ein Prozent für Neukunden zum Beispiel bis zu einer Anlagesumme von 100 000 Euro. Genauer sollten Anleger beim Testsieger Cosmos Direkt hinschauen. Die aktuell 0,55 Prozent sind "bis Ende September 2016 garantiert". Wer dort aber mehr als 25 000 Euro anlegt, bekommt dafür nur noch 0,15 Prozent.

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